Unterwegs in den Souks von Marrakesch: Ein Tag mit menschlichen Hupen, Schlangenbeschwörern und Minztee

  • Bereist im Frühling 2018.

  • Enthält Werbung: In diesem Beitrag berichte ich von einer unbezahlten Pressereise zu der ich vom Marokkanischen Fremdenverkehrsamt eingeladen wurde.

Djemaa el Fna Marrakesch

Mit einem lauten Röhren und einem gerufenen “TUUUUUT” saust ein alter Mann auf einem Moped an mir vorbei. Erschrocken springe ich zur Seite und falle fast auf einen großen, hölzernen Karren, der von einem Jungen geschoben wird. Er lächelt mich breit an und deutet mit seinem Kopf zur Seite, erinnert mich so daran, dass man in den engen Gassen im Souk von Marrakesch lieber immer am rechten Rand laufen sollte.

Tür Souk Marrakesch
Souk Marrakesch

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In den engen Gassen der Medina von Marrakesch

Um mich herum stapeln sich Gewürzsäcke und Kräuter, gegenüber stehen paarweise Rinderfüße in der prallen Sonne, daneben feilscht eine Gruppe Kinder mit einem Verkäufer, der kleine, bunte Backwaren verkauft. 1000 verschiedene Sinneseindrücke und Gerüche prasseln auf mich ein. Ich halte mich an meiner Kamera fest, möchte am liebsten alles fotografieren und vergesse dabei gelegentlich, auf den Verkehr zu achten. Damit bin ich nicht alleine. Immer wieder stolpern Touristen, manche staunend, andere überfordert, an mir vorbei. Die Mopeds, Fahrräder und Eselkarren manövrieren in einem aberwitzigen Tempo um sie herum, wie ein fein abgestimmtes Uhrwerk, in dem jedes Rädchen ineinander greift.
Mein Blick schweift von einem Stand zum nächsten. Am liebsten würde ich ewig hier bleiben, doch es gibt noch so viel zu entdecken und meine Zeit ist knapp. Ich setze mir meine Sonnenbrille auf, die mich vor findigen Verkäufern schützt und hinter der ich ungestört im Vorbeigehen, die Auslagen betrachten kann und laufe tiefer hinein in die Souks von Marrakesch.

Blumen Souk Marrakesch
Souk Marrakesch
Esel Souk Marrakesch
Geschäft Souk Marrakesch
Potpourri Souk Marrakesch

Freitags im Souk

Ich schlendere vorbei an unzähligen, geschlossenen Toren. Bis auf ein paar Katzen und einigen wenigen Arbeitern ist dieser Teil des Souks komplett verlassen. Kein Wunder, es ist der Tag des Freitagsgebetes, an dem die meisten Muslime teilnehmen. Hier, tief im Souk wo sich nur wenige Touristen hin verirren, wirken die Gassen ohne die vielen Stände am Weg fast wie ausgestorben. Bis auf ein leises, rhythmisches Klopfen und Hämmern, das ich aus der Ferne höre, ist es erstaunlich leise.

Katze Souk Marrakesch
Färberei Souk Marrakesch
geschlossene Geschäfte Souk Marrakesch
Färberei Souk Marrakesch

Die Geräusche stammen aus dem benachbarten Metall- und Silberschmiedesouk, in dem auch am Freitag gearbeitet wird. Hier hängen die Gassen voll mit großen Lampen, Teekannen und Schmuck. In einer Werkstatt werden Metallstühle mit kunstvollen Verzierungen geschweißt. Ein alter Mann sitzt vor seinem kleinen Laden, der so voll mit Ware ist, dass es unmöglich scheint, ihn zu betreten und klopft Verzierungen in eine Lampe. Verkaufstüchtig hält er mir eine Lampe entgegen. Ich schüttel lächelnd aber bestimmt den Kopf. Zum Handeln fehlt mir leider die Zeit und ohne feilschen geht es nun mal nicht. Könnte das der Verkäufer doch gar als Beleidigung auffassen. Erstaunlich schnell merken die Verkäufer, dass ich keine potentielle Kundin bin und lassen von mir ab. Am liebsten würde ich natürlich alles mit nach Hause nehmen. Verzierte Teetassen, ein kunstvoll beschlagenes Tablett und ein großes Ledersitzkissen, haben es mir besonders angetan. Doch leider habe ich keinen Platz im Koffer. So ziehe ich ohne Souvenir weiter.

Tür Souk Marrakesch
Lampen Souk Marrakesch
Souk Marrakesch
Farbe Souk Marrakesch
Lampen Souk Marrakesch

Kunsthandwerk in den Karawansereien

Drei Ecken und unzählige Lampen später stehe ich in einer alten Karawanserei. Früher konnten hier Kamele nach einem langen Marsch durch die Wüste neue Kraft tanken, Waren wurden umgeschlagen und Geschäfte besiegelt. Heute haben in den alten Karawansereien Marrakeschs Handwerker ihre Werkstätten und verkaufen Kunsthandwerk an die Touristen.

Kunsthandwerk Karawanserei Souk Marrakesch
Geschäft Souk Marrakesch
Pantoffeln Souk Marrakesch
Kunsthandwerk Karawanserei Souk Marrakesch
Kunsthandwerk Karawanserei Souk Marrakesch
Kunsthandwerk Karawanserei Souk Marrakesch

Auf dem Djemaa el Fna

Langsam aber sicher werden die Gassen voller und lauter. Die ausgepriesenen Preise steigen und auch die Anzahl an klar ersichtlichen Souvenirständen nimmt zu. Plötzlich, fast als hätte mich der Souk ausgespuckt, stehe ich auf dem großen Platz von Marrakesch, dem Djemaa el Fna erschlagen vom Lärm und den vielen Sinneseindrücken, die auf mich einprasseln. Schnell schlängle ich mich vorbei an Essensständen, weiche einem Mann aus, der mir eine Schlange um die Schulter hängen will und eile in das nächste Café. Von der Dachterrasse aus beobachte ich den Trubel bei einer überteuerten Tasse Minztee, wie in Trance,  von oben. Zum lauten Dröhnen der Trommeln der Schlangenbeschwörer beginnt sich die Dunkelheit über den Platz zu legen. Da posieren Touristen fröhlich lachend mit einem angeketteten Affen mit Windel auf dem Arm für ein Foto. Drei Meter weiter sammelt sich die Menge um einen Geschichtenerzähler, während in der Nachbarschaft fliegende Händler ihre Waren anbieten. Von den schnell aufgebauten Garküchen wehen die unterschiedlichsten Gerüche über den Djemaa el Fna. Ich lehne mich zurück, wende den Blick vom Platz ab und beobachte den Sonnenuntergang, prasseln doch gerade viel zu viele Eindrücke und Gefühle auf mich ein, die ich auch Wochen später noch nicht richtig einordnen und sortieren kann.

Essensstände Souk Marrakesch
Djemaa el Fna Marrakesch
Djemaa el Fna Marrakesch
Djemaa el Fna Marrakesch

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Marrakesch Pinterest Grafik
Laura Schneider erkundet geheimnisvolle Orte

Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …

Autorin
Laura Schneider

Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.

7 Kommentare

  1. Sabine von ferngeweht 14. Juni 2017 at 11:29 - Reply

    Danke für den schönen Bericht – und den Tipp mit der Sonnebrille, um Auslagen anzuschauen 🙂 Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen …

    • Laura Schneider 14. Juni 2017 at 18:35 - Reply

      Danke liebe Sabine <3
      Ich finde Sonnenbrillen großartig um sich dahinter ein bisschen zu verstecken. Das klappt meistens erstaunlich gut 🙂

  2. nossy 14. Juni 2017 at 18:39 - Reply

    Tolle Fotos! Aber bei den nackten, arbeitenden Füßen bekomme ich das grauen. *schüttel* da kann so schnell ein Zeh ab sein… gut, dass wir in Deutschland sowas wie Arbeitsschutz haben.
    Viele Grüße, npssy

    • Laura Schneider 14. Juni 2017 at 18:50 - Reply

      Da hast du natürlich recht. Trotzdem hat es mich sehr fasziniert, wie der alte Mann seine Füße beim Drechseln eingesetzt hat. Fast hätte man glauben können er würde mit 4 Händen arbeiten.

  3. Katja 2. Juni 2018 at 13:58 - Reply

    Habe gerade 4 Tage Marrakesch hinter mir und muss sagen, dass diese Stadt einen fast erschlägt! Handeln ist in den Souks gar nicht so einfach und als Europäer wird man glaub ich oft übers Ohr gehauen. Jedoch sind die Marrokaner sehr freundlich und eine Reise in dieses Land zeigt einem auch, wie gut es uns in Deutschland geht. Empfehlen kann ich einen Trip nach Essaouira. Dort ist alles etwas ruhiger und entspannter als in Marrakesch.

  4. Kasia Oberdorf 21. Februar 2021 at 23:40 - Reply

    Hi Laura,

    ein schöner Reisebericht; besonders die Bilder gefallen mir richtig gut. Wie war das denn mit Fotografieren? Ich habe schon häufiger gelesen, dass speziell in Marrakesch nur gegen Gebühr fotografiert werden darf. Oder dass die Menschen grundsätzlich etwas dagegen haben. Ganz schlimm soll es auf dem Djemaa el Fna sein. Aber deine Bilder vermitteln so einen entspannten Eindruck…?

    Liebe Grüße
    Kasia

    • Laura Schneider 22. Februar 2021 at 13:35 - Reply

      Liebe Kasia,
      das Fotografieren in Marrakesch war tatsächlich nicht so einfach. Vielen Menschen ist es unangenehm, fotografiert zu werden. Ich habe deshalb immer um Erlaubnis gefragt und die meisten Bilder an weniger belebten Orten aufgenommen. Auf dem Djemaa el Fna ist es wirklich sehr schwierig, wenn du kein Geld für Bilder bezahlen möchtest. Ich habe meine Fotos von der Dachterrasse eines Cafés am Rand des Platzes gemacht. Das war deutlich entspannter und hat mich nur einen Minztee gekostet 😉
      Viele Grüße
      Laura

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