Der deutsche Friedhof in Rom: Ein Besuch auf dem Campo Santo Teutonico im Vatikan
Eines der Dinge die wohl die meisten deutschen Urlauber gemein haben, ist das sie im Ausland bloß nicht als Deutscher auffallen wollen. Denn, seien wir mal ehrlich, dem Klischee vom weißsöckigen, Adiletten tragenden Deutschen, der schon vor 5 Uhr morgens sein Territorium am Pool mit Hilfe von Handtüchern absteckt, wollen wohl die meisten nicht genügen. So passen wir uns im Urlaub munter an und versuchen möglichst wenig (negativ) aufzufallen. Allgemeinhin bin ich großer Freund davon sich an fremde Kulturen anzupassen und nicht wie der Elefant im Porzellanladen von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen zu springen. Nun bestätigen Ausnahmen allerdings immer die Regel und so gibt es in Rom einen Ort an dem es von größtem Vorteil ist Deutscher (oder zumindest deutschsprachig) zu sein.
Der Vatikan gehört wohl zu den bestgesichertsten Ländern überhaupt. Nach langem und meistens auch sehr ausführlichen Sicherheitskontrollen kann der durchschnittliche Tourist nur im vatikanischen Museum und dem Petersdom Fuß auf den kleinsten Staat der Welt setzen. Mit einer Ausnahme: deutschsprachige Besucher haben die Möglichkeit den Vatikan quasi durch den Hintereingang zu betreten.
Wie kann ich den deutschen Friedhof besuchen?
Die ellenlange Schlange zum Petersdom rechts liegen lassend, geht man schnurstracks hinter die linken Kolonnaden (außerhalb des Petersplatzes). Dort bewachen sommers-wie winters zwei Schweizer Gardisten, in ihren unverwechselbaren blau-gelb-roten Uniformen, das Gittertor “Arco delle campane”, durch das normalerweise Mitarbeiter in den Vatikan gelangen. Wer hier, auf Deutsch, mit einem freundlichen “Guten Tag ich möchte den deutschen Friedhof besuchen” vorspricht, dem steht normalerweise der Weg zum Campo Santo Teutonico offen.
Öffnungszeiten des deutschen Friedhofs
Es sei denn ihr bittet nach 12 Uhr mittags, oder an einem Mittwoch oder Samstag um Einlass. Bei unserer ersten Romreise standen wir so ganze drei Mal vor verschlossenem Tore. Der Besuch des deutschen Friedhofs ist nämlichen nur zwischen 7 und 12 Uhr möglich. Mittwochs und Samstag hält der Papst sehr oft Audienzen und Messen auf dem Petersplatz ab. Zu diesen Ereignissen ist das Gelände weiträumig abgesperrt und man hat keine Chance bis zum Tor vorgelassen zu werden (egal wie sehr man bittet und bettelt…).
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Durch den Hintereingang in den Vatikan
Wenn ihr es durch das Tor geschafft habt, folgt ihr der Via Tuniga vorbei am rechtsaufragendem Petersdom und der sich linkerhand befindlichen Nervi-Halle, in der der Papst bei schlechtem Wetter seine Generalaudienzen abhält. Neben vielen Nonnen und Priestern und einigen wenigen Touristen, begegnet man hier vor allem anzugtragenden Geschäftsmännern und -Frauen. Hier wird besonders deutlich, das der Vatikan auch ein multimillionen Euro Konzern ist. Für Fotos ist hier wenig Zeit, immer wieder wird man von der Polizei, die hier die Schweizer Garde unterstützt, zur Eile angetrieben. Die ganze Hektik verfliegt jedoch fast augenblicklich sobald man linkerhand den Campo Santo Teutonico, den deutschen Friedhof, betritt.
Der Campo Santo Teutonico
Vollständig von hohen Mauern umschlossen, findet man in dem kleinen Innenhof ein wahres Paradies. Zwischen üppig blühenden und duftenden Sträuchern, hohen schlanken Palmen und vielen bunten Blumen fügen sich unzählige, meist uralte Grabplatten ein. Fast sofort vergisst man hier die Hektik und den Lärm des Petersplatzes. In dieser Oase der Ruhe wurden seit dem 14. Jahrhundert hauptsächlich deutsche Pilger bestattet, die auf Pilgerreise ums Leben kamen.
Heute haben nur noch Mitglieder, Angehörige und enge Vertraute der Erzbruderschaft “zur schmerzhaften Muttergottes” die Möglichkeit auf dem Campo Santo Teutonico beerdigt zu werden. So finden im Jahr 3-4 Bestattungen, darunter auch sehr tragische, statt. Das Grab des 19-jährigen Alexis, der bei einem Motoradunfall ums Lebens kam, zieren neben einem Foto des jungen Mannes auch zwei kleine Motoräder die Grabplatte. Ein Anblick bei dem wohl kaum jemand die Tränen zurückhalten kann. Hier auf dem deutschen Friedhof liegen die Extreme enorm nahe zusammen. Grausamkeit und Schönheit gehen hier Hand in Hand und machten diesen Ort so zu einem ganz besonderen Platz.
Kirche Santa Maria della Pietà
Bei unserem Besuch dringt leiser Gesang aus der angrenzenden Kirche Santa Maria della Pietà, denn zu den wenigen Besuchern des deutschen Friedhofs gehören, an diesem Tag, auch ein paar Nonnen, die in der Kirche Singen und Beeten. In der kleinen schlichten Kirche hat man die Möglichkeit montags bis samstags um 7Uhr (Sonntag um 9 Uhr) den deutschen Gottesdienst zu besuchen. Der Campo Santo Teutonico ist auch Ort des Andachts und der Ruhe für die Mitarbeiter des Vatikans. Viele verbringen hier ihre Pause, schlendern durch die schmalen Gänge und genießen die besondere Stimmung.
Der deutsche Friedhof zählt zu meinen absoluten Lieblingsplätzen (nicht nur in Rom). Wenn ihr einmal in der ewigen Stadt seid, dürft ihr euch den Campo Santo Teutonico auf keinen Fall entgehen lassen.
Oder wart ihr vielleicht sogar schon auf dem Campo Santo Teutonico? Und hat euch der deutsche Friedhof genauso begeistert?
Hier findest du alle Artikel die auf Herz an Hirn zu Rom erschienen sind.
Ich nehme dich mit in den Botanischen Garten, spaziere mit dir durch Trastevere und zeige dir den schönsten Platz um den Sonnenuntergang in Rom zu betrachten.
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Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …
Autorin
Laura Schneider
Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.
3 Kommentare
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[…] ihr das es im Vatikan einen deutschen Friedhof gibt? Vom Campo Santo Teutonico berichtet […]
Liebe Laura, vielen Danke für die Infos zum deutschen Friedhof im Vatikan. Ich stand tatsächlich vor 20 Jahren (leider an einem Mittwoch) vor den Schweizer Gardisten, weil mir mein Lateinlehrer den Tipp gegeben hatte. Auch wenn es damals nicht mit einem Besuch geklappt hat, ist es mir bis heute im Kopf geblieben, ohne dass ich mich an den genauen Wortlaut und Ort erinnert konnte. Nun ist das Rätsel für mich gelöst und ich werden beim nächsten Rom-Urlaub einen neuen Anlauf nehmen . Vielen Dank dafür ?