Flusskreuzfahrt Main-Donau-Kanal: Von Passau nach Frankfurt am Main mit der MS BELVEDERE
“Willst du wirklich eine Woche auf einem Flusskreuzfahrtschiff verbringen? Dort sind sicherlich alle viel älter als du, du wirst dich zu Tode langweilen!” So oder so ähnlich schallte es mir vor meiner Reise auf der MS BELVEDERE aus vielen Kehlen entgegen. Auf der einen Seite waren sich alle einig, das so eine Fahrt auf dem Fluss nichts für Menschen ist, die wie ich noch nicht mal an ihre Rente denken können, auf der anderen Seite hatte aber noch keiner von ihnen auch nur einen Fuß auf ein Flusskreuzfahrtschiff gesetzt. Umso gespannter war ich vor meiner Reise von Passau nach Frankfurt am Main: ganze acht Tage an Bord der MS BELVEDERE. Genug Zeit also, um alle Flusskreuzfahrtklischees auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Einer der größten Vorzüge von Flusskreuzfahrten offenbarte sich mir gleich bei meiner Anreise. Nach meiner langen Zugfahrt durch halb Deutschland, landete ich nämlich nicht etwa in einem Industriehafen außerhalb der Stadt, sondern an einem Liegeplatz direkt in der Passauer-Altstadt.
Flusskreuzfahrtschiffe haben oft die Möglichkeit, in direkter Nähe des Stadtzentrums vor Anker zu gehen. Das ist besonders angenehm, wenn das Schiff nur für ein paar Stunden oder über Nacht im Hafen liegt, denn so entfallen lästige Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Nach der Einschiffung in Passau sollte die MS BELVEDERE erst am nächsten Tag ihre Reise fortsetzen, so bot sich mir die Möglichkeit, nach dem Abendessen noch einen Spaziergang im Abendlicht durch die Stadt zu unternehmen und so Passau einmal ohne Touristengruppen und mit ganz viel Ruhe zu entdecken.
Die Kabine
Mit vielen neuen Eindrücken und voller Spannung auf die nächsten Tage bezog ich am Abend meine Kabine, die mit ihrer Größe und Ausstattung wirklich überraschte. Die MS BELVEDERE beherbergt auf 3 Decks 84 Kabinen, die bis zu 176 Passagieren Platz bieten. Wer nun aber Angst hat, dass er sich in seinen eigenen vier Wänden an Bord nur mit eingezogenem Bauch bewegen kann, der sei hiermit beruhigt. Die Kabinen haben alle eine Größe von 16 Quadratmetern (da kann sich so manch ein Kreuzfahrtschiff eine große Scheibe von abschneiden) und unterscheiden sich nur in ihrer Ausstattung.
Mein Zimmer auf dem Rheindeck verfügte nicht nur über ein riesiges Bett (in das ich auch quer gepasst hätte 😉 ), einen Flachbildfernseher, viele Staumöglichkeiten und ein ausreichend großes Badezimmer mit Dusche (Badefans können sich über einen Wirlpool im Wellnessbereich freuen), sondern auch über ein bodentiefes Schiebefenster. So konnte ich mir schon morgens den Fahrtwind in der Kabine um die Nase wehen lassen. Perfekt!
Rettungsübung und Kapitänsempfang
Nun ist man beim Reisen mit einem Kreuzfahrtschiff natürlich nie komplett frei in der persönlichen Tagesgestaltung. Abfahrtszeiten und Route sind verständlicherweise festgelegt und können nicht für einzelne Gäste geändert werden und auch sonst gibt es an Bord Veranstaltungen die mehr oder weniger unumgänglich sind. Dazu gehört allen voran die Rettungsübung, die für jeden Gast Pflicht ist.
Kurz nach dem Ablegen in Passau ertönte ein lauter Alarm auf der MS BELVEDERE und alle Gäste wurden gebeten, sich auf dem Sonnendeck einzufinden. Neben den verschiedenen Sammelstellen wurde uns bei der Übung auch gezeigt, wie wir die Rettungsweste im Notfall schnell und richtig anlegen können. Doch keine Sorge, das ganze Prozedere dauert höchstens eine Viertelstunde, danach kann man sich angenehmeren “Pflicht-” Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Kapitainsempfang widmen. Der mag zwar etwas antiquiert daherkommen, ist für mich aber dennoch eine charmante Art, die Crew besser kennenzulernen (Man möchte ja schließlich wissen, wer einen sicher zum nächsten Hafen schippert).
Das Sonnendeck
Für alle die solche Veranstaltungen zu trubelig finden, bietet sich ein Abstecher auf das Sonnendeck an. In den Abendstunden wirken die vorbeiziehenden Landschaften fast ein bisschen mystisch und so kommt beim Blick auf den bunten Horizont und die Donau schnell SeeFlussfahrerromantik auf.
Leider muss man auf der Strecke von Passau nach Frankfurt am Main über den Main-Donau Kanal unzählige Schleusen und Brücken passieren. Diese sind teilweise so tief, dass das Schiff nur wenige Zentimeter unter ihnen hindurch fährt. Das gelingt nur, wenn man alle Aufbauten auf dem Sonnendeck umklappt. Verständlicherweise kann man in dieser Zeit das Deck nicht betreten, könnte eine heranrauschende Brücke sonst doch zu argen Kopfschmerzen führen.
Das Restaurant
Keine Sorge, die vorbeiziehende Landschaft kann man auch von vielen anderen Orten auf der MS BELVEDERE betrachten. Einer meiner Lieblingsplätze war da wohl definitiv “mein” Tisch im Restaurant. Hier wird man zu Beginn der Reise platziert (man kann natürlich Wünsche äußern) und kann, sollte einen das Essen nicht vollständig in Beschlag nehmen, durch die großen Fenster wunderbar die vorbeiziehende Landschaft bewundern. Das Mittag-und Abendessen an Bord war nämlich so gut, das man schnell alles andere vergessen konnte. Zu jeder Mahlzeit konnte man aus einer täglich wechselnden Karte sein drei Gänge- (mittags) oder vier Gänge-Menü (abends) frei wählen und auch bei Lebensmittelunverträglichkeiten wurde schnell und problemlos eine Lösung gefunden.
Die Landgänge
Die zusätzlichen Kalorien lassen sich im Anschluss ganz einfach bei einem der vielen Landgänge ablaufen. Auf unserer Reise von Passau über Donau, Main-Donau Kanal und Main nach Frankfurt erhielt man einen schönen Einblick in typisch bayrische und fränkische Städtchen. So machten wir zum Beispiel in Würzburg und Miltenberg halt. Vor Ort konnte man entweder an einem der vielen vom Schiff angebotenen Ausflüge teilnehmen oder die Stadt auf eigene Faust erkunden. Eine gute Mischung aus beidem ist da wohl genau das Richtige, denn gerade die Städte bei denen man direkt am Rande der Altstadt liegt, laden dazu ein, ganz individuell erkundet zu werden. Wer aber auch einen Einblick in das Umland erhalten möchte oder an Stadtführungen interessiert ist, sollte unbedingt an den Ausflügen teilnehmen.
Ohne diese Möglichkeit hätte ich wohl nicht Rothenburg ob der Tauber, die wohl deutscheste Stadt in Deutschland, entdeckt. Am frühen Nachmittag, nachdem ich auf eigene Faust Würzburg erkundet hatte, ging es für mich mit meiner Reisegruppe auf ins Frankenland. Auf der Fahrt über die romantische Straße und vor Ort gab uns unsere Stadtführerin einen schönen Einblick in Kultur und Geschichte der Region und ermöglichte uns in wenigen Stunden einen ersten Eindruck des Main-Hinterlandes.
Alleinreisend auf einem Flusskreuzfahrtschiff
Als Alleinreisende habe ich auf dem Schiff oder bei Ausflügen schnell Kontakt gefunden. Die, zugegeben deutlich älteren Mitreisenden, waren unglaublich lieb und stets bemüht, mich zu integrieren. Und glaubt mir, der vermeintliche Altersunterschied an Bord sollte für euch niemals der Hinderungsgrund gegen eine Flusskreuzfahrt sein. Denn egal ob 18 oder 80, eine Flussfahrt bietet unglaublich spannende Eindrücke in Natur und Kultur. Durch die relativ langsame Art zu reisen und die langen Aufenthalte in den einzelnen Städten, bekommt man einen wunderbaren Einblick in die Besonderheiten der Region, ohne ständig das Hotelzimmer wechseln zu müssen.
Obwohl so eine Flusskreuzfahrt viele Klischees erfüllt, war die Reise auf der MS BELVEDERE für mich eine ganz besondere, spannende Erfahrung, die ich so oder so ähnlich definitiv nochmal wiederholen werde.
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Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …
Autorin
Laura Schneider
Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.
7 Kommentare
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Auch wenn es ja so ein ganz klein wenig altbacken daher kommen mag und das ein oder andere Klischee erfüllt: ich würde das glatt machen. Ich hab sowas schon öfter überlegt. Eben genau aus den von dir genannten Vorzügen. Und die Landschaft finde ich gradios. Danke für die schönen Eindrücke! LG Haydee
Danke Haydee <3 Wenn es dich auf ein Flusskreuzfahrtschiff verschlägt, musst du mir unbedingt von deiner Reise berichten.
Ein interessanter Beitrag, Laura. Vor allem, weil wir in diesem Jahr einen Teil dieser Strecke mit dem Wohnmobil bereist haben – immer am Main entlang von Schweinfurt nach Würzburg und weiter nach Karlstadt. Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine Reise mit dem Flusskreuzfahrtschiff noch entspannter verläuft. Das sollten wir vielleicht auch einmal ausprobieren? LG, Monika
unbedingt! Das war für mich eine ganz neue, spannende Art zu reisen. Das würde euch bestimmt auch gefallen 🙂
Oh, da bist du ja an meiner Heimat vorbeigerudert! (zwischen Miltenberg und Aschaffenburg)
Ich staune immer wieder, wie viele Flusskreuzfahrtschiffe man inzwischen auf unserem kleinen Main sieht!
LG
Sabienes
Hätte ich das gewusst, hätte ich dir vom Schiff aus gewunken. In Miltenberg sind wir auch an Land gegangen. Ich war ganz überrascht was das für ein süßes kleines Städtchen ist. Das hätte ich ohne die Kreuzfahrt wohl auch nie kennengelernt.
Ich komme ja aus einer Stadt am Main-Donau-Kanal und ich muss sagen: Fluss-Reisende haben bei uns gar keinen guten Ruf. Eigentlich sind das genau die Art Touristen, die man nicht wirklich haben will. Sie haben in der Regel überhaupt keine Zeit, um wirklich Geld in der Stadt zu lassen, werden in wirklich GROSSEN Gruppen durch die Stadt geführt, verstopfen dort die engen, mittelalterlichen Gassen und obendrein haben sie alle für gewöhnlich einen Kopfhörer, um der Reiseleitung lauschen zu können – damit hören sie dann aber keine Fahrradklingeln, kein Rufen und kein herannahendes Auto. Kurz: Sie verstopfen die Stadt und lassen fast nichts da.
Ich bin sehr sehr zwiegespalten bei dieser Art des Reisens. So romantisch es ja klingen mag, aber irgendwie kenne ich die andere Seite dafür zu gut, um sie wirklich gut zu finden.