Schlendern, staunen und schlemmen in Pals einem der schönsten Dörfer Kataloniens

Ohne Plan laufe ich mit Elke und Nicole durch die vielen kleinen Gassen und lasse mich von den charmanten Details des Ortes verzaubern. An der Mauern eines altehrwürdigen Herrenhauses, wachsen übermannshohe Kakteen in kleinen Töpfen, ein paar Meter weiter hängt eine alte Dame leise summend ihre Wäsche in den Wind, während vor ihrem Balkon zwei kleine Jungs in der Gasse spielen.

Immer wieder deutet Nicole auf mystisch anmutende Zeichen an den Häuserwänden. Mit diesen Symbolen wollten sich die Menschen im Mittelalter vor bösen Geistern schützen. Diese Taktik scheint mit Erfolg gekrönt zu sein, schließlich haben die Mauern und Zeichen bis heute die Jahrhunderte überdauert. Ich werfe einen kurzen Blick in die Església de Sant Pere und sehe plötzlich, im wahrsten Sinne des Wortes, schwarz. Der fast fensterlose, schlichte Raum wird nur von ein paar vereinzelten Kerzen erleuchtet und es riecht fast penetrant nach Weihrauch. Schnell verlasse ich das Gotteshaus und laufe weiter zur alten Burg, von der man auf das weite Hinterland der Costa Brava, der Baix Empordà, blicken kann.

Von hier erkennt man die vielen Reisfelder, die sich über die flache Landschaft ziehen. Der Reisanbau hat an der Costa Brava eine lange Tradition, erklärt mir Nicole, und sei für den starken Aberglauben der Menschen in Pals und den umliegenden Dörfern verantwortlich. In den, durch Reisanbau bedingten, stehenden Gewässern gediehen nicht nur Reispflanzen, sondern auch Malariamücken und andere Schädlinge wunderbar. Man kann sich kaum den Schrecken der damaligen Zeit vorstellen, in der die Dorfbewohner reihenweise an Malaria und anderen Krankheiten starben.

Bedingt durch mangelndes medizinisches Wissen, wurden Dämonen, Hexen und Geister zum Quell allen Übels erkoren. “Dies erklärt auch die vielen Schutzzeichen, die ich euch vorhin gezeigt habe.”, sagt Nicole. Die Menschen versuchten alles, um sich vor den tödlichen Seuchen zu schützen und versahen deshalb ihre Häuser mit christlichen Symbolen oder Hexenzähnen. Schaudernd schaue ich hinunter auf die Reisfelder, die einst so viel Unheil über die Costa Brava brachten. Heute geht keine Gefahr mehr von ihnen aus. Nachdem man erkannt hatte, das die stehenden Gewässer der Ursprung von Krankheit und Tod sein könnten, wurde der Reisanbau in der Region kurzerhand komplett verboten. Erst im 19. Jahrhundert, mit der Einführung einer neuen Anbautechnik, bei der mit fließendem Wasser gearbeitet wird, gibt es wieder Reis von der Costa Brava.

Ein lautes Läuten reißt mich aus meinen Gedanken. Der Torre de les Tores, der Stundenturm, der in mitten der Altstadt von Pals thront und seit Kurzem auch bestiegen werden kann, schlägt zur Mittagszeit. Prompt meldet sich auch mein Bauch mit einem fordernden Grummeln. Hungrig machen wir uns auf den Weg zum Restaurant Vicus und queren dabei den großen Parkplatz des Ortes. “Im Sommer ist oft der ganze Platz voller Reisebusse. Du würdest den Ort nicht wiedererkennen!”, sagt Nicole schmunzelnd. Jetzt im Herbst schlagen die Uhren in Pals aber langsamer.

Katalanische Küche modern interpretiert: Das Vicus Restaurant

Ein paar hundert Meter von der Altstadt entfernt, kehren wir im Vicus ein. Das Restaurant öffnete erst 2011, an einem Ort voller Geschichten, seine Türen. Das spiegelt sich auch in der Einrichtung des Vicus wider. Ein alter Kühlschrank und historische Fliesen aus den Dreißigern erinnert an das ehemalige Café, das sich in diesem Räumen befand. “Immer wieder erzählen uns Gäste von ihren Besuchen in der Dorfkneipe, unserem Vorgänger.”, erzählt mir Gerard lachend. Zusammen mit Elisabeth hat er im Vicus ein wahres Paradies für Feinschmecker geschaffen. Ohne viel Schnickschnack werden im Vicus aus hochwertigen Produkten, die zum großen Teil aus der nahen Umgebung stammen, kulinarische Kunstwerke.

Besonders angetan bin ich von der modernen Interpretationen katalanischer Küche die Küchenchef Damià Rafecas zusammen mit seinem Team den Gästen des Vicus serviert. So schlemmen wir uns durch die vielen Gerichte, die wir schwesterlich teilen. Ganz egal ob Schwertmuscheln, Kroketten, Mar i Terra (Schweinefüße und Langusten) oder Arros Negre (Reis aus Pals) mit kleinen Tintenfischen: alle Gerichte sind ein wahrer Gaumen- und Augenschmauß und katapultieren mich in den 7. kulinarischen Himmel.

Vicus Restaurant

Adresse: C. de l’Enginyer Algarra, 51 17256 Pals (El Baix Empordà)
Preisniveau: gehoben
Achtung: Es ist ratsam, einen Tisch im Vicus zu reservieren. Die Kontaktinformationen und Informationen zu den Öffnungszeiten kannst du auf der Website vom Vicus finden.

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