Ein spontaner Ausflug zur Hanse Sail in Warnemünde, April im August und falsche Kleidung

Wir schwitzten und sehnten uns nach einer kleinen Abkühlung. Der nahe Baggersee war schon lange eher Badewanne als Erfrischung und das Eis war schon geschmolzen ehe es den Mund erreichen konnte. (Brandenburg ähnelt manchmal doch stark der Sahara ;)) Und was macht man in solchen Situationen? Genau man träumt vom Meer. Kaltes Ostseewasser, ein leichtes Lüftchen und viel Zeit zum nichts tun. Und dann guckt man den Wetterbericht und hört das das nächste Wochenende das heißeste im ganzen Jahr werden soll, ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie schnell wir die Fernbustickets nach Warnemünde gebucht hatten.

So sprang ich also, mit einer lieben Freundin, Freitag früh um 9 bei lauschigen 35 Grad, in den Fernbus nach Rostock zur Hanse Sail. Der Wetterbericht verkündetet 30 Grad und Sonne für die Ostsee. Wir freuten uns.

Tja und dann kamen wir in Rostock an und froheren. Bewölkter Himmel, Wind und gefühlte 15 Grad. Klassisches Ostseewetter. Ich Dumdüdel war da aber nicht drauf eingestellt, beim Koffer packen in der brandenburgischen Hitzehölle, ist mir einfach nicht in den Sinn gekommen das ich jemals wieder eine Jacke oder einen Pullover tragen wollen würde. Mein Koffer beherbergte daher eine ansehnliche Sammlung kurzer Hosen und Tops, sogar einen Sonnenhut hatte ich mir gekauft, aber absolut nichts Warmes.

Weil aufm Busbahnhof stehen und sich selbst bemitleiden da ja auch nur bedingt weiter hilft, ging es nun zu den lieben Menschen, die uns übers Wochenende Unterschlupf gaben (Wer zur Hanse Sail eine Ferienwohnung bekommt ist entweder Krösus oder mit den Vermietern verschwägert). Petrus hatte inzwischen auch ein Einsehen und lies die Sonne aufs kräftigste scheinen (uns war heiß 😉 )

Nun waren wir aber gute zwei Stunden zu früh an der Wohnung. Keiner da, nicht mal ne Bank auf die man sich hätte setzen können (die armen Omis!). Notgedrungen richteten wir unser Lager also auf dem Straßengrünstreifen, zwischen lauter Plattenbauten (Rostockercharme) ein und trugen so sehr zur Belustigung der Anwohner bei. Ich ärger mich ja immer noch schrecklich, das ich davon kein Foto gemacht habe. “Melonenessende Mädels mit Koffern auf Picknickdecke an Straße und Plattenbau”

Ihr kennt das bestimmt auch, man ist erst richtig im Urlaub angekommen, wenn man das Meer gesehen hat. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, zog es uns auf direkten Weg nach Warnemünde zum Strand. Tja was soll ich sagen, der liebe Petrus schien irgendwie August und April durcheinandergebracht zu haben: wir liefen bei strahlendem Sonnenschein los, während der S-Bahnfahrt regnete es Katzen und Hunde und in Warnemünde wars frisch und Windig. Das hatte allerdings auch sein Gutes, die Menschenmassen die sich sonst zur Hanse Sail durch Warnemündes Gassen schieben, hatten sich doch arg gelichtet.
So konnten wir in Ruhe über den alten Strom auf die Mole zum Leuchtfeuer schlendern, die verrückten Sportler beobachten und einen ersten Blick aufs Meer werfen.

Die Hanse Sail gehört zu den größten Segeltreffen in Deutschland. Neben ca. 250 Großseglern kommen am 2. Augustwochenend auch etliche Kreuzfahrt- und Seeschiffe in die Häfen von Warnemünde und Rostock.

Früher bin ich oft mit meinen Eltern für einen Tag zur Hanse Sail gefahren. Ich habe es schon unendlich geliebt am Strand zu sitzen und die Traditionssegler zu beobachten. Wenn dann noch so ein wunderbarer Sonnenuntergang dazu kommt, erscheint die Szenerie fast zu schön um wahr zu sein. Herrlich.

Die Hanse Sail findet immer gleichzeitig in Rostock und in Warnemünde statt. Wir haben uns ganz bewusst nur in Warnemünde aufgehalten. Auf große Party und viel Tamtam hatten wir keine Lust, wir wollten lieber gemütlich Schiffe gucken, durch die kleinen Gassen schlendern, am Strand liegen und das ein oder andere Fischbrötchen essen.

Mein absolutes Hanse Sail Highlight ist unangefochten das alljährliche Abschlussfeuerwerk, das am Festsamstag Abend gleichzeitig in Warnemünde und am Rostocker Stadthafen in die Luft geht. Ich kann leider nicht sagen welches von beiden sehenswerter ist, ich kenne nämlich nur das in Warnemünde. Allerdings glaube ich, das ein Feuerwerk direkt überm Meer kaum zu toppen sein kann.

Kurz vor Beginn laufen viele Schiffe aus, um das Specktakel von See aus betrachten zu können. Ein unglaublich toller Anblick. Mangels warmer Sachen (ihr erinnert euch) rückten wir also Samstagabend, mit dicken Decken bepackt, am Strand an und machten es uns gemütlich und genossen den Anblick. Vergessen waren Kälte und Wind, es war einfach nur unglaublich schön.

Am nächsten morgen ging es für uns zurück nach Berlin, dort wurden wir fast von einer Wand aus Wärme erschlagen. Spätestens da war ich froh über die kleine Abkühlung zwischendurch.

Warnemünde du kannst dir sicher sein, ich komme wieder. Beim nächsten Mal dann aber mit Jacke.

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