Geheimtipp Navarra: Ein Roadtrip durch Spaniens unberührten Norden

Auf den Spuren von Hemingway in Pamplona

Von Deutschland kann man von Frankfurt aus direkt zum kleinen Flughafen von Pamplona fliegen. Hohe Berge, die sich am Meer erheben, grüne Wiesen und dazwischen verstreut kleine Dörfer: Bereits aus dem Fenster kannst du den ersten Blick auf die spektakuläre Landschaft werfen. Auch wenn die Natur ruft, solltest du dir Pamplona nicht entgehen lassen. Hier angekommen, startest du am besten mit zwei entspannten Tagen in der Stadt. 

Pamplona auf eigene Faust entdecken

Pamplona lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden. Während ich über die riesige Stadtmauer spaziere, von der noch 95 % erhalten sind, taucht die untergehende Sonne alles in warmes Licht. Vom Aussichtspunkt Baluarte del Redín lasse ich den Blick weit über Pamplona, die sich selbst als grünste Stadt Spaniens bezeichnet, schweifen. Schnell fällt mein Blick auf ein paar Pilger, die ehrfürchtig den steinernen Bogen unterhalb der hohen Stadtmauer betrachten. Er markiert den Startpunkt des Jakobswegs, der sich von hier aus kreuz und quer durch die Navarra schlängelt. 

Ohne Plan lasse ich mich durch die Gassen treiben. Vorbei an der beeindruckenden Zitadelle und den bunten Häuserfassaden in Caballo Blanco, dem ältesten Teil der Stadt, laufe ich zu Pamplonas Rathaus. Dort wo heute das reichverzierte Gebäude aus dem 18. Jahrhundert steht, trafen einst die drei Siedlungen Navarrería, San Cernun und San Nicolás aufeinander. Unter Karl III. wurden diese drei Dörfer hier 1423 vereint. 

Stierlauf in Pamplona

Wer in Pamplona unterwegs, wird schnell mit dem Brauch des Stierlaufs, dem Encierro konfrontiert. Beim traditionellen Stierlauf, der jedes Jahr im Juli zum Anlass des Sanfermines Fest stattfindet, werden Stiere durch die abgesperrten Gassen in die Arena getrieben und dort getötet. Von außen ist dieser Brauch für mich nur schwer nachzuvollziehen. Doch natürlich hat auch hier die Medaille zwei Seiten. Wenn du dich für das Thema interessierst, kann ich dir empfehlen, ein Gespräch mit den Einheimischen zu suchen. Mir hat der Dialog sehr geholfen, diese Tradition für mich einzuordnen. Ein guter Ort zum Zuhören ist das Café Iruña.

Das Café Iruña in Pamplona

Im Iruña, dem ältesten Café der Stadt, scheinen die Uhren im Jahre 1888 stehen geblieben zu sein. Während ich auf meinem roten Plüschsessel an meinem Espresso nippe und mir ein Schokoladen-Croissant schmecken lasse, beobachte ich das emsige Treiben um mich herum. Am Nachbartisch spielen ein paar Senioren Karten. Ein paar Meter weiter wird unter ständigem Lachen laut diskutiert. Einst durfte nur hier im Obergeschoss des Café Iruña über Politik gesprochen werden. Zutritt hatte nur, wer Inhaber einer Mitgliedschaft war. Diese wurde entweder für viel Geld gekauft oder vererbt.

Auf den Spuren von Ernest Hemingway

Die elegante Atmosphäre des Jugendstilcafes beeindruckte auch Ernest Hemingway, der gegenüber im Zimmer 217 des Grand Hotel wohnte, um von dort das Stiertreiben zu beobachten. Sein Zimmer ist bis heute erhalten und kann für über 3000 Euro die Nacht bezogen werden. Deutlich preiswerter und trotzdem sehr komfortabel kann man im Hotel Pompaela oder dem Hotel Pamplona Catedral übernachten. Letzteres punktet vor allem mit seinem strahlend weißem Frühstücksraum, der sich in einer alten Kirche befindet.

Schlemmen im Restaurant Iruñazarra

Nach Sonnenuntergang strömt der köstliche Duft von frischen Pinchos (Tapas) durch die Stadt. Mittlerweile geht es auch auf den Straßen lebhafter zu. Die Spanier essen gerne spät. Ich beobachte noch kurz das emsige Treiben, bevor mich mein knurrender Magen in das Restaurant Iruñazarra führt. Im schicken Gewölbekeller probiere ich mich durch die Pinchos. Dank der kleinen Köstlichkeiten, die zwischen einem und drei Euro kosten, bekomme ich einen wunderbaren und sehr leckeren Einblick in die lokalen Spezialitäten.

Wein und Kunst im Weingut Bodega Otazu 

Auch der nächste Stopp auf unserem Roadtrip durch die Navarra steht ganz im Zeichen der Kulinarik. Mit dem Auto geht es hinaus aus Pamplona. Schnell nimmt der Verkehr ab und schon nach wenigen Kilometern haben wir die Straße ganz für uns allein. Langsam fahren wir über den schmalen Weg durch die sanften, mit Weinstöcken bedeckten Hügel zur Bodega Otazu, die sich malerisch in die Landschaft schmiegt. 

Das außergewöhnliche Weingut schaut auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1025 erwarb Lord Otazu, der Namensgeber des Anwesens, die Ländereien. Im 12. Jahrhundert produzierten Mönche hier die ersten edlen Weine. Heute erstreckt sich der Familienbetrieb, der ganz zurecht zu den 100 schönsten Weingütern der Welt zählt, auf einer Fläche von über 400 Hektar. 

Ausschlaggebend für diesen besonderen Titel war sicher auch die moderne Kunst, die man während einer Führung überall auf dem Gut entdecken kann. Zusammen mit Sandra Guevara vom Team der Bodega Otazu erkunden wir das große Gelände. Mit strahlenden Augen erzählt sie uns die Geschichten der Kunstwerke. Vorbei am Palast de Otazu laufen wir zur romanischen Kirche, die sie mit einem überdimensionalen Schlüssel aufsperrt. Unter lautem Knarzen öffnet sich die alte Tür und gibt den Blick auf den aufwendig verzierten Innenraum, in dem heute geheiratet werden kann, frei. 

Das Highlight des Weingutes erwartet uns aber im Keller. Hier verbirgt sich die riesige Weinkathedrale, in der über 1200 Weinfässer gelagert werden. Bei der anschließenden Weinverkostung probieren wir uns durch die edlen Tropfen. Durch die geschützte Lage des Bergs Sierra del Serbil Tals herrscht hier ein besonderes Mikroklima, in dem vor allem die französischen Weine Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Merlot perfekte Bedingungen vorfinden. 

Die wirklich sehr empfehlenswerte, zweistündige Führung über das Weingut mit anschließender Weinverkostung kostet 25 Euro und kann telefonisch reserviert werden. 

Der Ruf der Pyrenäen

Nach einer weiteren gemütlichen Nacht in Pamplona, verlassen wir am nächsten Morgen die Stadt in Richtung Pyrenäen. Schon nach kurzer Zeit öffnet sich vor uns das beeindruckende Bergpanorama. Mit jeder Windung nach oben erwarten uns neue Ausblicke, die von uns gebührend bestaunt werden wollen. So kommen wir nur langsam voran. Immer wieder lassen wir das Auto links liegen und spazieren ein Stück durch die grünen Wiesen. Der Duft von Wildkräutern liegt in der Luft. Bis auf den Ruf der Geier ist es komplett still. Fast unmittelbar setzt die Entspannung ein. Hier geht es nicht darum, von einer Sehenswürdigkeit zur Nächsten zu hetzen, hier ist der Weg das Ziel. 

Grenzgänge

Unzählige Stopps später, finden wir uns an einem kleinen Steinhaus wieder, das die Grenze zu Frankreich markiert. Von hier starten wir zu einer kleinen Wanderung durch das Winterwunderland. Hoch oben in den Pyrenäen sind die Berge bereits mit einer dichten Schneedecke bedeckt. Wir können uns kaum an dem beeindruckenden Panorama satt sehen. Nur die Kälte, die langsam durch unsere Turnschuhe kriecht, motiviert uns zum Aufbruch. 

Das Restaurante Venta de Juan Pito

Weit kommen wir nicht, wartet an der Straße doch das urige Restaurante Venta de Juan Pito auf hungrige Wanderer. In der wunderbar gemütlichen, alten Hirtenhütte lassen wir uns das einfache Essen schmecken. Ich könnte mir an diesem Ort nichts Besseres als die herrlich deftige Graupen-Suppe, die bei uns wahre Freudenstürme auslöst, vorstellen. 

Im Zauber des Lumbier Canyon 

Frisch gestärkt fahren wir weiter zum Foz de Arbayún. Völlig unerwartet trifft mich der sagenhafte Ausblick. Das Wasser des Río Salazar hat sich hier in den letzten Millionen Jahren langsam durch das Gestein gefressen und so die riesige über 385 Meter tiefe und ca. 4 km lange Schlucht von Lumbier erschaffen.

Ich kann es kaum erwarten, den Canyon genauer unter die Lupe zu nehmen. Schnell fahren wir zum nahen Einstiegspunkt des Wanderweges. Vom Parkplatz aus laufen wir durch den alten, dunklen Eisenbahntunnel, durch den früher der Iratí-Zug, die erste elektrische Eisenbahn Spaniens, fuhr. 

Plötzlich stehen wir zwischen den bis zu 150 Meter hohen Felswänden, die die Schlucht umschließen. Über unseren Köpfen fliegen Bartgeier und Gänsegeier, die in den Felsen brühten. 

Kurz nach dem Tunnel führt ein unscheinbarer Pfad zum Flussbett hinunter. Nach einer kleinen Kletterpartie über die ausgewaschenen Steine, scheint es, als wäre man in einer Fabelwelt gelandet. Die Kulisse ist so unwirklich und schön, dass ich einige Momente brauche, um sie ganz in Ruhe zu genießen.

Gallipienzo – Wo die Zeit stillsteht

Es gibt Orte, an denen die Zeit langsamer zu vergehen scheint. Das verträumte Dörfchen Gallipienzo, das sich hoch oben an einen Berghang schmiegt, gehört definitiv zu diesen besonderen Plätzen. Nur 30 Menschen leben in dem verträumten Ort, an dem einst die Festungslinie zwischen der Navarra und Tarragona verlief. Strom, Fernsehen oder Internet – all das gab es lange nicht. Das Leben hier oben war einfach und hart. Und auch wenn diese Annehmlichkeiten heute vorhanden sind, haben die meisten Einwohner Gallipienzo längst den Rücken gekehrt. Das Dorf scheint wie ein noch nicht ganz verlassener Lost Place. Mit meiner Kamera bewaffnet, streife ich durch die schmalen Gassen. Gepflegte Steinhäuser, die mit Geranien und Kakteen dekoriert sind, wechseln sich mit verlassenen Hütten ab. Der herrlich morbide Ort ist ein Paradies für alle, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. 

Eines dieser fast komplett verfallenen Häuser haben Ramón und Patxi mit viel Liebe restauriert und zum gemütlichen Hotel Heredad Beragu umgebaut. Ich habe mich in meinem zauberhaften Zimmer so wohlgefühlt, dass ich am liebsten gleich eine ganze Woche geblieben wäre. Wandern auf einem der vielen Wanderwege, alle Leckereien im hoteleigenen Restaurant probieren, Vögel beobachten und Nachts im beeindruckenden Sternenhimmel versinken: Langweilig wäre mir hier sicher nicht geworden.

Bardenas Reales – Ab in die Wüste!

Gallipienzo zu verlassen, wird nur durch den Gedanken an neue Abenteuer leichter. Unser heutiges Tagesziel ist die Bardenas Reales. Sie ist mit ca. 420 Quadratkilometern eine der größten Wüsten Europas und seit 2000 ein UNESCO Biosphärenreservat. Die Wüste besteht aus drei Teilen: der trockenen Bardena Blanca, der feuchtere Bardena Negra, im östlichen Bereich des Naturparks, und der Hochebene El Plano, auf der Landwirtschaft betrieben wird. 

In der Bardenas Reales gibt es viele frei zugängliche Wanderwege, die zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden können. Darüber hinaus führen auch einige Schotterstraßen, wie der 26 Kilometer lange Rundweg um das Militärgebiet, durch die Wüste, die mit dem Auto, oder wie unserem Fall mit dem Buggy befahren werden können. Mir hat dieser Ausflug so gut gefallen, dass ich ihm einen eigenen Artikel gewidmet habe. Hier findest du alle Infos für deinen Besuch in den Bardenas Reales.

Schlemmen auf der Olivenfarm Artajo

Nur eine halbe Autostunde von den Bardenas Reales entfernt, liegt die Olivenfarm Artajo. Inmitten von stattlichen Olivenbäumen und dichten Rosmarinhecken, wird in dem modernen Familienbetrieb das wohl beste Olivenöl der Region produziert. Nach telefonischer Voranmeldung kannst du an einer der spannenden Führungen über das Gelände, Olivenöl-Tastings oder den tollen Kochkursen teilnehmen. Der Besuch im schönen Hofladen ist während der Öffnungszeiten ohne Voranmeldung möglich. 

Die Geschichte vom Palast von Olite

Am späten Nachmittag erreichen wir den Palast von Olite. Karl III., bekannt für seine Liebe zu Kunst und Kultur, ließ das imposante Gebäude zwischen 1402 und 1424 als Sommerhaus errichten. Der Palast war seiner Zeit weit voraus. Traumhaft inmitten der Weinberge gelegen, verfügte er im 15. Jahrhundert unter anderem über warmes Wasser aus der Leitung. 

Einst sollen die Zimmer wunderschön ausgestattet gewesen sein. Leider sind die Einrichtungsgegenstände heute nicht mehr erhalten. Sie fielen einem Brand durch Brandstiftung zu Zeiten des Napoleonischen Krieges zum Opfer. Dank der faszinierenden Geschichten, denen wir während der Führung lauschen dürfen, fühlen wir uns trotzdem in der Zeit zurückversetzt. Wenn du möchtest, kannst du den Palast von Olite aber auch auf eigene Faust erkunden. Der Eintritt kostet 3.50 Euro.

Im Anschluss empfiehlt sich ein Besuch im Restaurant Merindad de Olite. Gemütlich übernachten kannst du im Hotel La Joyosa Guarda.

Auf Trüffelsuche – das Museo de la Trufa in Metauten

Ich bin verrückt nach Trüffel und würde am liebsten alles mit dem edlen Pilz verfeinern. Kein Wunder also, dass ich im Museo de la Trufa in Metauten mein persönliches kulinarisches Paradies gefunden habe. Hier kann man nicht nur eine Menge über den besonderen Pilz lernen, sondern auch Trüffelprodukte probieren und im Shop erwerben. Besonderes Highlight ist die Trüffelsuche, an der du während der Saison von Mitte November bis März teilnehmen kannst. 

Am Museum angekommen werden wir bereits von den Hunden Trufa und Manuel begrüßt. Die beiden Trüffelspürhunde zeigen im Eichenhain angekommen schnell, wie gut Ihre Nasen funktionieren. Rasch hat Besitzer Chencho den ersten Wintertrüffel ausgegraben.

Ein Besuch im Museo de la Trufa ist unbedingt empfehlenswert. Führungen inklusive Trüffelsuche werden an jedem Wochenende um 11 Uhr zwischen Mai und Juli und zwischen Dezember und März für 12 Euro angeboten. 

Wie im Märchen- der Nationalpark Nacedero Urederra Baquedano

Mit dem Bauch voller Trüffel steht uns im Anschluss der Sinn nach ein bisschen Bewegung. Gut, dass sich im Nationalpark Nacedero Urederra Baquedano ein spektakuläres Wandergebiet verbirgt. 

Der Wanderweg führt uns durch schmucke Dörfer durch den dichten Wald hinunter ins Tal. Plötzlich scheinen wir in einer Märchenkulisse gelandet zu sein. Leuchtend türkises Bergwasser, fliest sanft durch dicht bemooste Steine. Beim nächsten Besuch in der Navarra würden wir hier unbedingt mehr Zeit einplanen und das fantastische Tal in aller Ruhe erkunden.

Freimaurer und mystische Kräfte: Die Kapelle Santa María de Eunate

Unser Roadtrip durch die Navarra endet an der idyllischen Kapelle Santa María de Eunate am Jakobsweg. Um das mystische, achteckige Gebäude ranken sich viele Sagen und Legenden. Bei einer Führung lausche ich den Geschichten von Freimaurern, Teufelssymbolen und der mystischen Energie, die viele hier verspüren. Einst soll das Gotteshaus als Pilger-Krankenhaus gedient haben. Heute noch stellt die Kirche einen ganz besonderen Anziehungspunkt für Pilger auf dem Weg nach Galizien dar. 

Beste Reisezeit
Am besten planst du eine Reise in die Navarra im Frühling oder Herbst. In diesen Zeiträumen herrschen angenehme Temperaturen und es sind nur wenige Touristen unterwegs. 

Anreise
Von Frankfurt fliegt Lufthansa in guten zwei Stunden direkt bis Pamplona.

Transport vor Ort
Ein Mietwagen ist in der Navarra unbedingt empfehlenswert. Die schönsten Orte haben wir bei der Fahrt entdeckt. Die Straßen sind gut ausgebaut und der Verkehr ist überschaubar.

Weiterlesen
Weitere Informationen für deine Reiseplanung und zu Sehenswürdigkeiten findest du auf der offiziellen Website der Navarra. 

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