Öland – Reise durch Schwedens Sonneninsel: Natur, Kultur und Küstenschönheiten
Auf einer Länge von 137 Kilometern und einer Breite von nur 16 Kilometern findest du auf der Insel Öland alles, was das Naturliebhaber-Herz begehrt: kilometerlange Sandstrände, eine raue Küste, karge Steppenlandschaften und eine großartige Küstenstraße. Am besten erkundest du Öland mit ihrer kontrastreichen Landschaft auf einem Roadtrip quer über die Insel. Der Norden von Öland ist bewaldet und bietet zahlreiche Wanderwege, während der Süden durch eine einzigartige, fast steppenartige Landschaft besticht.
Öland ist die Insel der Sonne und des Windes. Kein Wunder also, dass sich hier überall Windmühlen finden lassen. Einst waren es rund 2000 – heute sind noch 351 erhalten. Bei einer Fahrt über die Insel kannst du also herrlich Mühlen zählen. Du findest sie überall, an der Straße, auf Feldern oder eingewachsen im Dickicht.
Anreise nach Öland
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um nach Öland zu gelangen: mit dem Auto, einer Kombination aus Auto und Fähre oder per Flugzeug. Mehrere deutsche Flughäfen bieten Direktverbindungen zu den nahegelegenen Flughäfen in Kalmar oder Växjö an, von wo aus Öland nur eine kurze Fahrt entfernt ist.
Wir haben uns für die Kombination aus Auto und Fähre entschieden. Unsere Reise führte uns von Deutschland nach Rostock und von dort mit der Fähre nach Gedser in Dänemark. Die Überfahrt mit Scandlines dauert etwa zwei Stunden und bietet genügend Zeit, um sich an Bord zu entspannen, etwas zu essen oder den Blick über die Ostsee schweifen zu lassen.
Alternativ kann man die gesamte Strecke über die Straße zurücklegen, indem man durch Schleswig-Holstein und Dänemark fährt. Von dort geht es über die imposante Öresundbrücke, die Schweden mit Dänemark verbindet. Diese 8 Kilometer lange Überfahrt ist ein Erlebnis für sich, auch wenn mit 61 Euro (Stand: Oktober 2024) für die einfache Fahrt relativ hohe Mautgebühren anfallen. Wer clever plant, kann durch Online-Buchung von Hin- und Rückfahrt einiges sparen. Einige Fährgesellschaften bieten auch Kombitickets für die Fähre und die Öresundbrücke an, was den Reiseweg günstiger und unkomplizierter macht.
Öland selbst ist durch die acht Kilometer lange Ölandsbron-Brücke mit Kalmar auf dem Festland verbunden, was die Fahrt auf die Insel denkbar einfach macht.
Hotel Borgholm
Wir checken im zentral gelegenen Hotel Borgholm ein. Dieses geschichtsträchtige Haus verbindet stilvolles Design mit einem Schwerpunkt auf hervorragender Gastronomie. Seit den 1970er Jahren ist das Hotel bekannt für seine innovative Küche, die einst von der Sterneköchin Karin Fransson geprägt wurde. Sie machte das Restaurant durch ihre kreative Nutzung von Kräutern berühmt.
Heute wird dieses kulinarische Erbe von Christofer Johansson und Daniel Olsson weitergeführt. Auch sie setzen auf regionale Zutaten und saisonale Vielfalt, um den Gästen eine einzigartige Geschmackserfahrung zu bieten. Der Kräutergarten des Hotels, der fast 100 verschiedene Sorten beherbergt, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die neu renovierten Zimmer des Hotels sind wie das ganze Haus von Ölands Natur und Kultur inspiriert. Nach einem Tag auf der Insel kannst du hier in einem der gemütlichen Zimmer entspannen und am Abend ein fantastisches Dinner im hoteleigenen Restaurant genießen.
Zimtschnecken backen – Stenugnsbageriet Olof
Die kleine Bäckerei Stenugnsbageriet Olof in Borgholm ist ein echter Geheimtipp für alle, die gutes Brot und Zimtschnecken lieben. Geleitet wird sie von Anna K. Sjögren, die ihr Leben lang als Journalistin in der Lebensmittelbranche gearbeitet hat. Vor einigen Jahren verwirklichte sie ihren Traum und eröffnete ihre eigene Sauerteigbäckerei auf Öland.
Wer sich für gutes Essen und traditionelle Backkunst interessiert, sollte unbedingt bei Anna vorbeischauen. Auf Anfrage bietet sie englischsprachige Workshops an, in denen du gemeinsam mit ihr Zimtschnecken – die berühmten „Kanelbullar“ – backen kannst. Dabei teilt sie ihr Wissen über Sauerteig, die regionale Lebensmittelproduktion auf Öland und verrät was eine wirklich gute Zimtschnecke ausmacht.
Kalm Taste of Öland
Auf unserem Weg in den Inselsüden halten wir bei Kalm Taste, einem schmucken Hofladen in Kastlösa. Der Betrieb, der seit 2020 besteht, hat sich auf den Anbau von Kräutern und Gewürzen spezialisiert. Auf zwei Hektar Land werden hier hochwertige Öle, Gewürzsalze, Kräuteröle und Blütenzucker ohne den Einsatz von Pestiziden produziert. Wir probieren uns durch die verschiedenen Produkte und packen natürlich auch gleich ein paar Leckereien wie das Knoblauch-Chili-Öl und den Rhabarber-Essig ein.
Der Capellagården
Am Rande des Stora Alvaret im Süden von Öland liegt Capellagården, mitten im idyllischen Terrassendorf Vickleby – für viele das schönste Dorf der Insel. Gegründet wurde der Hof vor über 50 Jahren von dem Möbeldesigner Carl Malmsten und seiner Frau Siv, die hier eine Schule für Kunsthandwerk und Design ins Leben riefen. Seitdem hat sich Capellagården zu einem echten Anziehungspunkt für Kreative entwickelt.
Wir schlendern gemütlich durch die Gärten und verstehen schnell, warum dieser Ort so besonders ist. Die Studierenden arbeiten gemeinsam an ihren Projekten und überall summt und blüht es. Im Sommer verwandelt sich der Garten in eine große Ausstellung mit den Arbeiten der Studierenden – Kunstwerke aus Holz, Textil, Keramik und mehr. Dann haben auch das kleine Gartencafé und der Laden, in dem man einzigartige Kunsthandwerksstücke erstehen kann, geöffnet.
Das Stora Alvaret
Vor ein paar Tagen wusste ich noch nicht, was ein Alvar ist. Nun stehen wir am Rande des Dorfs Vickleby. Vor uns erstreckt sich die weite Ebene – das Stora Alvaret. Über wackelige Holzleitern klettern wir über die Weidezäune, die uns den Weg versperren, und betreten das Weltnaturerbe. Die Kühe, die hier grasen, stören uns nicht und wir sie auch nicht.
Vor uns liegt das Alvaret: eine flache, weite Ebene, durchzogen von niedrigen Büschen, Wacholder, Hagebutten und winzigen Blümchen, die wir noch nie gesehen haben. Alles hier hat sich an die extremen Lebensbedingungen angepasst – im Sommer heiß und trocken, im Winter kalt und stürmisch. Die letzte naturbelassene Alvarebene Europas und gleichzeitig die größte der Welt. Für das Auge unscheinbar, aber dennoch etwas ganz Besonderes.
Überall auf der Ebene finden sich glatt geschliffene Steine, die der letzte Gletscher hinterlassen hat. Das gesamte Gebiet – rund 40 Kilometer lang und bis zu 10 Kilometer breit – wird zur Weidehaltung genutzt. Es ist eine seltsame Landschaft, die mich unweigerlich in ihren Bann zieht.
Der Leuchtturm Långe Jan
Wir fahren durch die karge Landschaft immer weiter in den Süden. Unser Ziel ist die Südspitze Ölands, wo der Leuchtturm Långe Jan in den Himmel ragt. Mit 41,6 Metern ist er der höchste Leuchtturm Schwedens und ein beliebtes Ausflugsziel. Wer die Wendeltreppe hinaufsteigt, wird mit einem spektakulären Blick auf das weite Meer und die umliegende Landschaft belohnt.
Doch für viele Besucher ist hier nicht der Leuchtturm das Highlight. Ausgerüstet mit großen Teleobjektiven lauern sie auf das perfekte Vogelfoto. Öland liegt auf einer der wichtigsten Zugrouten und ist Heimat zahlreicher Brutvögel. Besonders im Frühjahr und Herbst sammeln sich die Vogelschwärme rund um den Leuchtturm.
Kein Wunder also, dass direkt neben dem Leuchtturm das Naturum Ottenby liegt, ein Informationszentrum, das sich der Erforschung des Vogelzugs widmet. Hier kann man alles über die Welt der Zugvögel erfahren, die auf Öland nisten oder auf ihrer Reise in den Süden Rast machen.
Der Leuchtturm Långe Erik
Das Gegenstück zum Långe Jan im Süden ist der Långe Erik im Norden von Öland. Mit seinen 32 Metern Höhe mag er etwas kleiner sein, doch beeindruckend ist er allemal. Der aus Kalkstein erbaute Leuchtturm wurde 1845 errichtet und war lange Zeit in Betrieb, um Schiffe sicher durch die Ostsee zu navigieren. Seit den 1970er Jahren funktioniert der Långe Erik unbemannt.
Dort wo einst die Leuchtturmwärter und ihre Familien lebten, gibt es heute ein kleines Café und ein Souvenirgeschäft. Besonders schön ist ein Besuch am späten Nachmittag oder zum Sonnenuntergang, wenn das goldene Licht die Landschaft in sanfte Farben taucht. In den Sommermonaten ist der Leuchtturm auch für Besucher zugänglich.
Schlosspark und Schloss Solliden
Zurück in Borgholm lassen wir uns royale Luft um die Nase wehen. Das Schloss Solliden dient bis heute als Sommerresidenz der schwedischen Königsfamilie. Besonders Kronprinzessin Victoria und ihre Familie verbringen die Sommermonate hier. Auch wenn das Schloss selbst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, bietet der weitläufige Schlosspark eine wunderbare Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen königlicher Gartenkunst zu werfen.
Auf über 80 Hektar verteilen sich thematisch gestaltete Gärten wie der italienische, englische und holländische Garten. Der italienische Garten ist ein besonderer Blickfang und erinnert mit seinen Skulpturen und Zypressen stark an die Gärten der Toskana. Tatsächlich
diente eine Villa auf Capri, die Königin Victoria während ihrer Aufenthalte in Italien oft besuchte, als Vorbild für den Bau von Solliden. 1903 ließ Victoria das Schloss im italienischen Stil errichten, da das mildere Klima Ölands ihrer Gesundheit zuträglicher war als das von Stockholm. Viele Baumaterialien und Kunstwerke wurden eigens aus Italien importiert, was dem Anwesen einen mediterranen Flair verleiht.
Bevor du den Schlosspark betrittst, passierst du das charmante Café Kaffetorpet, das typische schwedische Leckereien anbietet und den kleine Laden Smakglädje, in dem du hausgemachte Marmeladen und andere Spezialitäten kaufen kannst. Von Borgholm führen übrigens mehrere schöne Wanderwege entlang der Ostsee durch den Wald zum Schloss.
Ninnis Kroppkaksbod
Ninnis Kroppkaksbod, etwas außerhalb von Källa im Norden Ölands gelegen, ist der perfekte Ort, um die traditionelle Spezialität der Insel zu probieren: die berühmten Kroppkakor. Dieses typisch schwedische Gericht erinnert ein wenig an deutsche Fleischknödel und ist fester Bestandteil der kulinarischen Tradition von Öland und Småland. Gegessen werden die Knödel traditionell mit kalter Sahne, Preiselbeeren oder einem Stück Butter. Bei Ninnis werden die Kroppkakor nach einem alten Familienrezept von Hand zubereitet. Die Zutaten stammen direkt vom eigenen Hof und alles wird frisch und lokal produziert.
Die Küstenstraße
Wir beenden unsere Reise mit einem echten Highlight – der Küstenstraße im Westen Ölands. Von Äleklinta aus schlängelt sich der Weg entlang der schroffen Küste nach Norden. Mal geht es über Schotter, mal über Asphalt, immer begleitet von fantastischen Ausblicken auf die Klippen und die dahinterliegende Ostsee. Die Straße führt uns durch weite Kuhweiden und immer wieder passieren wir Tiergitter. Oft stehen die Kühe direkt an oder sogar auf der Straße.
Eine der Sehenswürdigkeiten auf der Strecke ist Jordhamn, ein kleiner Ort direkt am Wasser. Hier thront die einzige erhaltene Scheuermühle der Insel – eine beeindruckende, hölzerne Windmühle, die früher zur Bearbeitung von Kalkstein genutzt wurde. Sie ist ein tolles Fotomotiv und ein idealer Platz, um am Meer eine Pause einzulegen.
Ein Stück weiter nördlich geht es auf den berühmten Horns Kustväg, der sich etwa 25 Kilometer entlang der Steilküste zieht. Die Landschaft wird immer dramatischer, bis wir schließlich bei den Byrums Raukar ankommen. Diese Felsformationen, die bis zu vier Meter in die Höhe ragen, bieten sich wunderbar für eine kleine Pause an.
Als der Tag sich dem Ende neigt, kehren wir nach Jordhamn zurück. Von hier aus kann man wunderbar den Sonnenuntergang beobachten, wie die Sonne langsam im Meer versinkt und den Himmel in warmes Rot und Orange taucht. Ein perfekter Abschluss für unsere Reise durch Småland und Öland.
Gut zu Wissen
Währung:
In Schweden zahlst du mit der schwedischen Krone (SEK). Kredit- und Bankkarten werden fast überall akzeptiert, jedoch ist es ratsam, etwas Bargeld dabeizuhaben, besonders in ländlichen Gegenden und in Hofläden oder kleinen Cafés, die nicht immer Karten nehmen.
Jedermannsrecht:
Dank dem schwedischen Jedermannsrecht dürfen wir uns frei in der Natur bewegen. Ob Wandern, Beerenpflücken oder Zelten – das Jedermannsrecht ermöglicht es, Schwedens Natur hautnah zu erleben. Wichtig dabei: „Nicht stören und nicht zerstören“ lautet die Grundregel. Besonders in Nationalparks und Naturschutzgebieten gibt es zusätzliche Bestimmungen, die du auf den Hinweisschildern vor Ort findest.
Geschwindigkeit:
Schweden nimmt es mit der Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen sehr ernst. Überall im Land gibt es fest installierte Blitzer, besonders auf Landstraßen und in der Nähe von Ortschaften. Halte dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen – Verstöße können sehr teuer werden.
Zum Weiterlesen:
Mehr Informationen zu deiner Reise nach Öland findest du auf den Seiten von Visit Småland und Öland.
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Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …
Autorin
Laura Schneider
Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.