Abenteuer am Lipno Stausee in Tschechien
Meine Güte wie die Zeit vergeht! Gefühlt hänge ich noch im Sommer, möchte am liebsten kurze Hosen tragen und im See schwimmen. Stattdessen hat es hier am Wochenende geschneit, bei den Nachbarn stehen die ersten Schwibbögen im Fenster und mir ist selbst in meinen dicken Winterstiefeln kalt. Ich bin da eindeutig noch nicht bereit für! Deswegen schwelge ich heute nochmal in Sommererinnerungen und nehme euch kurzerhand mit, also dreht die Heizung ordentlich hoch, zieht euch ein Sommerkleidchen an, holt euch ein Eis und begleitet mich an den wundervollen Lipno Stausee.
Wer jetzt mit dem Schultern zuckt und denkt “noch nie gehört” dem sei versichert, dass es mir, bis die Einladung zur Pressereise bei mir einflatterte, genauso ging. Nun löst so eine Unwissenheit bei mir genau zwei Reaktionen hervor. Als erstes macht sich folgender Gedanke in meinem Kopf breit: “Kenn ich nicht?!…. Musst ich kennenlernen!” als zweites folgt (immer) postwendend eine akute Informationssammelwut meinerseits. Unvorbereitet irgendwo hin fahren? Das kann ich beim besten Willen nicht. So fand ich schnell heraus das der Lipno Stausee der Flächenmäßig größte See in Tschechien ist, nahe der Deutschen Grenze und noch näher an der Österreichischen liegt und das man da ganz schön viel machen kann z.B. auf einen 40m hohen Baumwipfelpfad klettern.
Mir schwante böses und ein kurzer Blick ins Programm bestätige all meine Befürchtungen. Da stand es, schwarz auf weiß: “Besuch des Baumwipfelpfades Lipno” und das mit meiner Höhenangst? In meinem Kopf sah ich mich schon auf dem Baumwipfelpfad stehen, vor Panik starr wie Eis und auf die Höhenrettung wartend, die mich da irgendwie runter tragen müsste. Tja und dann habe ich einfach nicht weiter nachgedacht und auf mein Herz gehört. So ging es also ab nach Tschechien, Richtung Böhmerwald und Lipno Stausee zu einem Tag voller kleiner und großer Abenteuer.
Radtour durch die Berge
Nun ist es ja so, dass man hier in Brandenburg Berge mit der Lupe suchen muss (über 206m kommen wir da nicht hinaus. Lacht nicht das zählt wirklich schon als Berg 😉 ) und ich deshalb jeglichen Erhebungen eher skeptisch gegenübertrete. Da uns für die Radtour aber praktischerweise E-Bikes zur Verfügung standen, waren die 25km und 300 Höhenmeter, auch durchaus für einen unsportlichen Flachlandtiroler wie mich machbar. Unsere Radtour führte uns vom Lipno Stausee auf den Gipfel des Vítkův Kámen zur Burg Wittigstein, von der man einen wunderbaren Blick über den ganzen Stausee hat.
Das wirkliche Highlight der Tour kam für mich aber erst im Anschluss, denn: Wer 10km einen Berg hochgefahren ist, muss die ja auch wieder runter. Und ich sag euch: “Hier fing das Abenteuer an!” Die perfekt ausgebauten Radwege sind nämlich sehr steil… das heißt, das man auch wenn man die Bremse voll durchzieht, mit mindestens 40 Sachen den Berg runter brettert und das 10 Km lang. Wer mutiger ist, oder verrückt, lässt die Bremse los, das Fahrrad rollen und erreicht so locker 65km/h (Es könnte sein das ich da aus Erfahrung spreche 😉 ) Das macht unglaublich viel Spaß, sollte aber unbedingt! mit Helm in Angriff genommen werden.
Mit dem Boot über den Lipno Stausee
Zugegeben E-Boot fahren ist jetzt nicht das abenteuerlichste Unterfangen der Welt (Wenn man von dem kurzen Adrenalinschub absieht, den ich beim Einsteigen in das wacklige Boot hatte. Ich sah mich und was noch viel schlimmer gewesen wäre, meine Kamera schon im Lipno schwimmen.), ist dafür aber ein bequemer Weg dem Lipno mal aus einer ganz anderen Perspektive auf die Pelle zu rücken.
Mit der Seilbahn zum Baumwipfelpfad
Jetzt war es also so weit, der Programmpunkt vor dem ich wirklich Angst hatte stand auf der Liste: der Baumwipfelpfad, den wir zu allem Übel mit einer Seilbahn erreichen sollten (Bloß gut das davon nichts im Programm stand). Nun gibt es auch einen Bus der einen den Berg hinaufbefördert und in den ich mich hätte setzten können, das kam mir dann aber doch ziemlich blöd vor (Ich lass mich doch von meiner Angst nicht in einen Bus jagen), so begab ich mich, mit schlotternden Knien, in die Seilbahn die uns zum Glück ohne größere Zwischenfällt nach oben transportierte (Wenn auch, für meinen Geschmack, viel zu langsam).
Mir persönlich reichte das bis hierhin dicke an Abenteuer, doch die wirkliche Herausforderung stand mir ja noch bevor. Ich klammerte mich also kurzerhand an Annemaries Arm und versuchte den Feind mit Entschlossenheit kleinzukriegen. Tja das klappte exakt 2 Sekunden lang, dann guckte ich nach unten und sah… Spalten im Boden durch die man weit nach unten gucken konnte und dahin war all mein Mut.
Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt das ich noch 200m weiterging, bevor ich die Segelstrich, Annemarie meine Kamera in die Hand drückte (ich wollte den Ausblick ja auch sehen) und mir mit einem Kaffee in der Hand, vom Boden aus anguckte wie die anderen mutig über Balken balanzierten unter denen sich nur ein Sicherungsnetz befand oder sich die 52m lange Rutsche hinunterstürzten. Ganz schön harte Hunde.
Alle die bis hier durchgehalten haben, dürfen sich jetzt ein Weihnachtssternchen ins Herz an Hirn Heft kleben. Ich für meinen Teil versuche jetzt in Weihnachtsstimmung zu kommen und bastel jetzt einen Last-Minute- Adventskalender, aber dazu morgen mehr.
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Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …
Autorin
Laura Schneider
Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.
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