Weihnachtszeit in Rothenburg: Historische Gassen, Lichterglanz und der Reiterlesmarkt
Rothenburg ob der Tauber – eine Stadt, die wie ein mittelalterliches Gemälde wirkt. Verwinkelte Kopfsteinpflastergassen, prachtvolle Fachwerkhäuser und über 40 mittelalterliche Türme prägen das Bild der fränkischen Kleinstadt. Es ist, als wäre die Zeit hier stehengeblieben. Rothenburg strahlt eine besondere Magie aus, die Jahr für Jahr Besucher aus aller Welt anzieht.
Tagsüber teilen sich Einheimische und Besucher die Plätze rund um den Marktplatz. Am Abend, wenn die Lichter angehen, wird es beschaulich und still in den schmalen Gassen. Die Stadt erzählt Geschichten von früheren Zeiten, von Handwerkern, Pilgern und Kaufleuten. Doch Rothenburg ist auch heute noch ein Ort voller Leben – und nirgendwo wird dies so spürbar wie zur Weihnachtszeit.
Der Reiterlesmarkt
Wenn der erste Schnee fällt und sich die historischen Gassen von Rothenburg ob der Tauber mit Lichtern und geschmückten Tannenbäumen füllen, beginnt die wohl zauberhafteste Zeit des Jahres in der fränkischen Stadt. Der Reiterlesmarkt, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, verwandelt Rothenburg ob der Tauber ab dem ersten Adventswochenende in ein wahres Wintermärchen.
Im Zentrum des Geschehens steht das „Rothenburger Reiterle“, eine mythische Figur, die in längst vergangenen Zeiten als geheimnisvoller Bote galt und mit den Seelen der Verstorbenen durch die Lüfte schwebte. Heute hat sich das Bild des Reiterles gewandelt: Groß und Klein freuen sich auf sein Erscheinen, wenn er zu Pferde durch die Gassen zieht, den Weihnachtsmarkt eröffnet und die Gäste mit einem feierlichen Gruß willkommen heißt.
Die Buden des Reiterlesmarkts erstrecken sich über den Marktplatz, den Grünen Markt und den Kirchplatz sowie durch verwinkelte Nebenstraßen und versteckte Innenhöfe. Besucher können hier in der Adventszeit an über 60 liebevoll dekorierten Ständen traditionelle Handwerkskunst, weihnachtliche Dekorationen und regionale Spezialitäten – wie die berühmten Rothenburger Schneeballen, ein süßes Gebäck, das es in vielen Variationen gibt – entdecken.
Während man mit dem Duft von gebrannten Mandeln, Zimt und Glühwein in der Nase durch die schmucken Gassen bummelt, liegen die Klänge von Bläsergruppen und Chören in der Luft. Wen du Trubel des Hauptplatzes hinter dir lässt, entdeckst du aber schnell auch ruhigere Ecken und versteckte Weihnachtshöfe.
Die historischen Arkaden des Rathauses bieten nicht nur Schutz vor Wind und Wetter, sondern auch eine Krippe und den beliebten Stand der „Glocke“, an dem leckerer weißer Glühwein ausgeschenkt wird. Hier kannst du dir eine kleine Auszeit gönnen und in aller Ruhe das bunte Treiben beobachten. Direkt dahinter eröffnet sich ein versteckter Zugang zur Terrasse des Hotels Reichsküchenmeister. In gemütlicher Atmosphäre, umgeben von historischen Mauern und kleinen Feuerstellen, lässt es sich hier wunderbar verweilen – am besten mit einem heißen Eierlikör in der Hand.
Am schönsten ist der Weihnachtsmarkt in den Abendstunden. Wenn die Tagesgäste langsam Rothenburg ob der Tauber verlassen und die über und über mit Lichterketten verzierten Fachwerkhäuser mit den vielen Weihnachtsbäumen um die Wette strahlen, wird es besonders beschaulich in den schmalen Gassen.
Das Plönlein
Das Plönlein in Rothenburg ob der Tauber ist ein waschechtes Postkartenmotiv und zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Dieses malerische Bild ist weltweit bekannt und wurde in Filmen, Videospielen und Comics verewigt. Der Name Plönlein bedeutet „kleiner Platz am Brunnen“ und umfasst das charmante Ensemble aus dem Fachwerkhaus, dem Brunnen davor und den beiden Stadttürmen, die den Platz flankieren – links der Siebersturm, der ins Spitalviertel führt, und rechts der Turm des Kobolzeller Tores, das den Weg ins Taubertal weist.
Der Turmweg
Der Turmweg rund um die Altstadt von Rothenburg ob der Tauber ist eine wunderbare Möglichkeit, die Stadt aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben und in die mittelalterliche Geschichte einzutauchen. Auf der vier Kilometer langen Strecke entlang der fast vollständig erhaltenen historischen Stadtmauer wandelt man auf Spuren, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen und kann gleichzeitig spektakuläre Ausblicke auf die Dächer der Altstadt und das umliegende Taubertal genießen. Besonders während des Weihnachtsmarkts, wenn sich die Gassen füllen, bietet der Turmweg eine gelungene Abwechslung und einen ruhigen Rückzugsort.
Entlang der Stadtmauer führen immer wieder mehr oder weniger steile Treppen hinauf auf den Turmweg. Wir steigen am Galgentor über die schmale Stiege hinauf. Von oben bietet sich ein fantastischer Blick über die Stadt und ihre Umgebung. Über den schmalen Gang laufen wir weiter in Richtung Röderturm – einer von zwei begehbaren Türmen in Rothenburg.
Wenige Schritte weiter fällt die Gerlachschmiede ins Auge. Das Fachwerkhaus, das nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert wurde, ist ein wahres Schmuckstück.
Wir folgen der Mauer zum Klingentor. Mit seinem imposanten Turm war es einst Wasserspeicher für die Stadt. Vorbei am Burgtor, das mit einer eindrucksvollen Maske verziert ist, bummeln wir In den Burggarten. Hier öffnet sich der herrliche Blick ins Taubertal.
Ein Spaziergang entlang des Turmwegs lohnt sich besonders in den Abendstunden, wenn die Sonne langsam untergeht und die Dächer der Altstadt in warmes Licht taucht. Nimm dir etwa drei Stunden Zeit, um die historischen Mauern und Türme zu erkunden und die Atmosphäre dieses besonderen Ortes auf dich wirken zu lassen. Die Route ist gut markiert, und eine Broschüre mit Informationen zum Turmweg gibt es bei der Tourist-Information auf dem Marktplatz.
Das Mittelalterliche Kriminalmuseum
Das Mittelalterliche Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber bietet einen spannenden Einblick in über 1000 Jahre Rechtsgeschichte. Schon am Eingang deutet ein Schandkorb für Bäcker, die zu leichtes Brot verkauften, auf die drastischen Strafen vergangener Zeiten hin. Im Inneren erwarten dich über 50.000 Exponate, darunter historische Urkunden, Folterinstrumente und Bestrafungswerkzeuge. Besonders eindrucksvoll – und gruselig – sind Schandmasken, eiserne Halskrausen und die „Eiserne Jungfrau“.
Das Museum ist Europas größtes seiner Art und beleuchtet die oft harte Rechtsprechung früherer Jahrhunderte. Ein Rundgang bietet nicht nur Einblicke in die Rechtsgeschichte, sondern macht die düstere Seite des Mittelalters auf eindrucksvolle Weise erlebbar.
Das Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt
Mitten in Rothenburg ob der Tauber wird das ganze Jahr über Weihnachten gefeiert – und das mit beeindruckender Hingabe. In der Herrngasse befindet sich das Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt – ein Pilgerort für Weihnachtsfans aus der ganzen Welt. Direkt vor dem Eingang begrüßt dich ein festlich geschmückter Oldtimer, beladen mit Geschenken. Schon am Morgen warten Gäste geduldig in der Schlange auf die Öffnung des Weihnachtsdorfs.
Drinnen erwartet dich ein Winterwunderland auf über 1.000 Quadratmetern und mehreren Etagen. Überall leuchtet es: Pyramiden, Nussknacker, Räuchermännchen, funkelnder Baumbehang aus Glas und Holz – alles, was das weihnachtliche Herz begehrt. Das Highlight? Ein fünf Meter hoher Weihnachtsbaum mit 12.500 Lichtern und mehr als 1.600 Ornamenten, der sich langsam dreht und ein beliebter Selfiespot ist.
Hier ist es egal, ob draußen Sommerhitze oder Winterkälte herrscht – der Duft von Tannengrün, das Glänzen der Kugeln und die zauberhafte, zugegebenermaßen kitschige Dekoration versetzen dich augenblicklich in Weihnachtsstimmung.
Das Weihnachtsmuseum
Direkt über dem Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt geht es deutlich besinnlicher zu. Dort befindet sich das Weihnachtsmuseum – das die Geschichte des Weihnachtsfestes in einer liebevoll gestalteten Dauerausstellung erzählt. Hier tauchst du ein in die Entwicklung der deutschen Weihnachtstraditionen, vom kirchlichen Ursprung bis hin zum heimischen Fest, das sich über die Jahrhunderte hinweg gewandelt hat.
Der Rundgang führt dich vorbei an geschmückten Bäumen, die mit seltenem und kostbarem Baumbehang aus verschiedenen Epochen dekoriert sind – von Wachs- und Wattefiguren über Zinnornamente bis hin zu empfindlichem Glasbaumschmuck. Besonders beeindruckend sind die historischen Weihnachtsmänner, die mal grimmig, mal fröhlich durch die Zeit von ca. 1880 bis 1950 blicken.
Die Sammlung umfasst außerdem Rauschgoldengel, kunstvoll verzierte Baumspitzen, filigrane Miniaturbäume, alte Adventskalender und stimmungsvolle Papierkrippen. Jede Ecke des Museums erinnert an die weihnachtlich geschmückten Stuben einer längst vergangenen Zeit.
Das RothenburgMuseum
Das RothenburgMuseum, das im ehemaligen Dominikanerinnenkloster aus dem Jahr 1258 untergebracht ist, erzählt lebendig die Geschichte der Stadt. Besonders beeindruckend ist die gut erhaltene Klosterküche – die älteste ihrer Art in Deutschland – die zusammen mit dem Konventssaal und dem Kreuzgang einen Einblick in das mittelalterliche Klosterleben gibt.
Das Museum zeigt die lange Geschichte Rothenburgs als Freie Reichsstadt mit zahlreichen Exponaten – von der „Rothenburger Passion“ aus dem 15. Jahrhundert bis hin zu einer beeindruckenden Sammlung mittelalterlicher Skulpturen. Die Judaika-Abteilung beleuchtet das jüdische Leben in der Stadt, während die Stiftung Baumann mit kunstvoll gestalteten Waffen, darunter Stücke von Marie Antoinette und Napoleon, glänzt.
Rund um den Marktplatz
Der Marktplatz von Rothenburg ob der Tauber ist das Herz der Stadt. Hier treffen Einheimische und Besucher in den umliegenden Cafés aufeinander. Rund um den Platz reihen sich prächtige Bürgerhäuser und imposante Gebäude. Mittendrin erhebt sich das beeindruckende Rathaus mit seiner architektonischen Mischung aus Gotik und Renaissance.
Ein besonderes Highlight ist die Ratstrinkstube an der Nordseite des Platzes. Pünktlich zu jeder vollen Stunde erwacht die alte Uhr zum Leben, und die kleine Szene des „Meistertrunks“, in der Bürgermeister Nusch einst Rothenburg rettete, wird dargestellt.
Der Rathausturm
Der Aufstieg auf den Rathausturm von Rothenburg ob der Tauber ist eine kleine Herausforderung – 52 Meter Höhe und 220 Stufen, die gegen Ende durchaus schmaler und steiler werden. Der Platz auf der Aussichtsplattform ist begrenzt, daher kann es sein, dass du kurz warten musst, bis du die Panoramaaussicht genießen darfst. Doch die Mühe zahlt sich aus: Oben angekommen, eröffnet sich dir ein unvergleichlicher Rundblick über Rothenburg ob der Tauber und die umliegende Tauberlandschaft. Die mittelalterlichen Dächer, die verwinkelten Gassen und die Stadtmauer wirken von hier oben wie ein lebendiges Gemälde.
Besonders in der Weihnachtszeit, wenn die Stadt in festlichem Lichterglanz erstrahlt, ist der Blick vom Turm ein Highlight. In der Dämmerung glitzern die Weihnachtslichter unter dir, und der Sonnenuntergang taucht alles in ein warmes, goldenes Licht.
Die Nachtwächterführung
Wenn die Dunkelheit über die Stadt hereinbricht und sich die Gassen allmählich leeren, erscheint der Nachtwächter in seinem traditionellen Gewand, Laterne und Hellebarde in der Hand. Mit einem markanten Ruf begrüßt er die Gäste und lädt ein, ihn auf seinem nächtlichen Rundgang durch die historische Altstadt zu begleiten.
Während du den leisen Schritten des Nachtwächters durch die kopfsteingepflasterten Straßen folgst, tauchst du tief in die Geschichte der Stadt ein. Bei flackerndem Laternenlicht erzählt er von den Gefahren und Pflichten, denen sich die Nachtwächter im Mittelalter stellen mussten – von Bränden, die die Stadt bedrohten, bis zu nächtlichen Dieben und Ruhestörungen. Mit einer Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit lässt er vergangene Zeiten lebendig werden. So erfährst du, wie wichtig seine Arbeit für die Sicherheit der Bürger war und wie er die Stunden mit seinem Ruf verkündete.
Die St. Jakobskirche
Die St. Jakobskirche ist mit ihren markanten Türmen, die sich 55 und 57 Meter hoch über die Stadt erheben, alle Blicke auf sich. Ihr Name verrät es bereits: Die Kirche liegt am berühmten Jakobsweg nach Santiago de Compostela und empfängt jährlich Pilger aus aller Welt. Doch nicht nur für Pilger, sondern auch für Kunstliebhaber ist die St. Jakobskirche ein Muss.
Im Inneren erwartet dich der weltberühmte Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider. Das Meisterwerk zeigt das Letzte Abendmahl auf eine ungewöhnliche Weise: Nicht Christus, sondern Judas steht im Zentrum der Szene, während er das Brot aus der Hand des Herrn empfängt.
Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist das vergoldete Kreuz über dem Schrein. In ihm befindet sich eine Bergkristallkapsel, die drei Tropfen des Blutes Christi enthalten soll.
Restaurant und Cafés
Rothenburg ob der Tauber bietet nicht nur geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten, sondern auch eine kulinarische Vielfalt, die keine Wünsche offen lässt. Hier sind unsere Restaurantempfehlungen für deinen Besuch:
Bayerischer Hof
Nur wenige Schritte außerhalb der Stadtmauer erwartet dich im Bayerischen Hof eine gemütliche, traditionelle Atmosphäre. Hier wird mit Zutaten aus der Region gekocht, die Speisekarte ist saisonal abgestimmt und kombiniert bayerische Klassiker mit internationalen Einflüssen.
Hotel Klosterstüble
Im Klosterstüble treffen fränkische und bayerische Klassiker auf moderne, kreative Küche. Chefkoch Christian Neumann bringt seine Erfahrung und Leidenschaft mit ein, um sowohl traditionelle Gerichte wie Schäufele als auch neue, frische Kreationen zu servieren.
Café Einzigartig
Das Café Einzigartig macht seinem Namen alle Ehre. In dem urgemütlichem Café erwartet dich eine unverwechselbare Atmosphäre. Neben hausgemachtem Kuchen und täglich wechselnden Gerichten kannst du die Deko und Einrichtung kaufen – solltest du dich beispielsweise in deinen Tisch verlieben. Ein wunderbarer Ort für eine Pause mitten in der Altstadt.
Landwehr-Bräu am Turm
Uriges Ambiente und vegane Überraschungen – das Landwehr-Bräu in Rothenburg bricht mit Konventionen. Hier bekommst du hausgebrautes Bier und kreative, vegetarische und vegane Gerichte. Das Konzept ist jung, durchdacht und zeitgemäß.
Pizzeria Italia
Seit 1967 bringt die Pizzeria Italia ein Stück Dolce Vita nach Rothenburg. Das Restaurant in der Herrngasse bietet traditionelle italienische Küche, angefangen bei hausgemachtem Eis über hervorragende Pasta bis zu Kaffee wie in Italien.
Gut zu Wissen
Anreise
Rothenburg ob der Tauber erreichst du bequem über die A7 (Würzburg – Ulm) mit dem Auto. Nimm die Ausfahrt „Rothenburg/ Tauber“ (Nr. 108) und fahre etwa zwei Kilometer bis zur Stadtmitte. Um die Altstadt von Rothenburg ob der Tauber herum gibt es fünf große Parkplätze, die alle fußläufig innerhalb von fünf Minuten erreichbar sind. Falls du mit der Bahn anreist, ist Steinach der nächstgelegene Umsteigepunkt; von dort aus geht es per Regionalzug direkt nach Rothenburg.
Übernachten
In Rothenburg gibt es eine breite Auswahl an Hotels und Ferienwohnungen. Unsere Unterkunft war das Hotel Rappen, das seit über 400 Jahren vor dem Galgentor liegt und Teil der Rothenburger Geschichte ist. Das familiengeführte Hotel bietet 150 individuell gestaltete Zimmer in verschiedenen Kategorien (3-Sterne, 3-Sterne-Superior und 4-Sterne).
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Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …
Autorin
Laura Schneider
Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.