Italien in Deutschland: 5 Gründe, warum ich mich in die Saale-Unstrut Region verliebt habe

Hätte man mich im letzten Jahr gefragt, wo die Saale-Unstrut Region liegt, wäre ich wohl überfragt gewesen. Dabei befindet sich diese abwechslungsreiche Urlaubsregion, die für viele noch ein richtiger Geheimtipp ist, direkt vor meiner Haustür. 

Die Saale-Unstrut Region erstreckt sich vom südlichen Sachsen-Anhalt bis ins nördliche Thüringen und liegt malerisch zwischen den gleichnamigen Flüssen Saale, Unstrut, Weiße Elster und Ilm. 

Edle Trauen und Tropfen

Ich starte meine Reise so, wie man jeden guten Urlaub beginnen sollte, mit einem Gläschen Wein in der Hand. Die 60 Winzer und Winzerinnen, die sich in der Saale-Unstrut Region niedergelassen haben, können auf eine über 1000-jährige Weinbaugeschichte zurückblicken. Kein Wunder, schließlich bieten die sonnenreiche Lage und der mineralstoffhaltige Boden doch die besten Bedingungen für köstliche Trauben und Tropfen. 

Überall in der Region laden kleine und große Winzereien, wie das Weingut Born in Höhenstedt oder das Weingut Zahn in Kaatschen, zu Weinproben. Packt euch am besten euer Lieblingsfläschchen und ein paar Snacks für ein Picknick im Weinberg ein. An Orten wie der „schönsten Weinsicht“ in Höhenstedt, schmeckt der Wein gleich noch ein bisschen besser.

Überregional für Wein bekannt ist vor allem die Winzerstadt Freyburg, die Heimat der Rotkäppchen Sektkellerei. Mich zieht es aber zum Herzoglichen Weinberg Freyburg, das von der Winzervereinigung bewirtschaftet wird. Mit einem Glas kaltem Riesling in der Hand geht es auf einen Spaziergang durch die wunderschöne Weinlage, mit Blick auf Freyburg und Schloss Neuenburg. Spätestens hier wird deutlich, warum die Saale-Unstrut Region auch Toskana des Nordens genannt wird.

Faszinierende Einblicke in die Weinproduktion bekomme ich anschließend im riesigen Weinkeller der Winzervereinigung. Den beeindruckenden Keller kann man regelmäßig bei einer Kellerführung mit der Kellermeisterin, die mit viel Herzblut alle Fragen zur Arbeit der Winzer und der Weinproduktion beantwortet, entdecken. 

Zauberhafte Burgen und Schlösser

Im Burgenland- und Saalekreis ist der Name Programm. Es scheint, als hätte in der Saale-Unstrut Region jeder Ort mindestens eine mächtige Burg oder ein prächtiges Schloss zu bieten.

Die Neuenburg

Hoch über Freyburg liegt das imposante, 1090 von dem Thüringer Grafen Ludwig dem Springer gegründete Schloss Neuenburg. Die weitläufige Anlage mit ihren beeindruckenden Wohngebäuden, der Doppelkapelle und der großen Vorburg ist mit ca. 30.000 qm umbauter Fläche dreimal so groß wie die Wartburg und somit eine der größten Burgen Deutschlands. 

Neben dem Burgmuseum, in dem man Einblicke in die Bau- und Herrschaftsgeschichte der Burg erhält, beherbergt die Neuenburg auch das Weinmuseum, das „Zwischen Fest und Alltag“ von der Weinkultur in der Mitte Deutschlands erzählt.

Bei einem Streifzug durch die riesige Anlage wandelt man auf den Spuren der Vergangenheit. Dabei entdeckt man zum Beispiel Reste der damals top modernen Heizungsanlage, passiert Türen durch die schon Kaiser Barbarossa gegangen ist und staunt über die um 1170 errichtete romanische Doppelkapelle.

Die Dornburger Schlösser

Hoch oben auf einem Felsen über der Saale thronen in Dornburg gleich drei Schlösser. Das Alte Schloss, dass die Reste einer mittelalterlichen Burg birgt, das galante Rokkokoschloss und das Renaissanceschloss. Zusammen bilden sie ein einzigartiges Ensemble, das bereits Goethe in seinen Bann schlug. Der schwärmte einst besonders für den Schlossgarten, durch den auch ich heute staunend flaniere. 

Nehmt euch Zeit, um den Park ganz in Ruhe zu erkunden. Hier zwischen Weinstöcken, Lavendel und duftenden Rosen fühlt man es, das Dolce Vita.

Mich zieht es weiter in den Marstall. In dem historischen Gebäude von 1744 bietet sich die einzigartige Möglichkeit, eine der letzten erhaltenen und zugänglichen Werkstätten des Weimarer Bauhauses zu erleben. Die kontinuierliche Nutzung auch zu DDR-Zeiten führte dazu, dass Teile der originalen Ausstattung erhalten geblieben sind. Man könnte meinen, die Töpfer hätten nur kurz ihre Arbeit für eine Pause niedergelegt. 

Zu Land und zu Wasser

Radfahren

Bei herrlichem Sonnenschein schwinge ich mich im Anschluss auf mein Leih-Rad. Die Saale-Unstrut Region durchziehen hunderte Kilometer Radwege, kein Wunder also, dass Radfahren hier zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten gehört. Ich folge dem Saaleradweg, der mich bergauf und bergab von einem urigen Dorf zum nächsten führt. Mein Ziel ist die Thüringer Weinstube des Weinguts Zahn in Kaatschen. Leckerer Wein und Flammkuchen sind schließlich die beste Belohnung nach einer Radtour. 

Der Geiseltalsee

Wer es lieber gemütlicher angehen lassen möchte, macht sich auf an den Geiseltalsee. Dort wo eins der Tagebau riesige Löcher in die Landschaft geschlagen hat, erstreckt sich heute der größte künstlich angelegte See Deutschlands. In der Marina Müncheln kann man nicht nur den Booten beim Dümpeln zuschauen, sondern auch selbst in See stechen. Ausgerüstet mit allerlei Leckereien schmeißen wir gegen Mittag auf dem Wohlfühl-Lounge Grillboot des Bootsverleihs Geiseltal den Grill an. Mit Grillduft in der Nase und Wasserplätschern im Ohr, schippern wir rund um den See. Wer mag, kann zwischendurch natürlich auch ins kühle Nass springen. Am besten packt ihr euch für den Ausflug die Familien oder Freunde ein und teilt euch den Stundenpreis von 50 € durch sechs. 

UNESCO-Welterbestätte Naumburger Dom

Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit in der Saale-Unstrut Region ist wohl der imposante Naumburger Dom, der jährlich tausende Besucher in das hübsche Städtchen Naumburg lockt. Bei einer Führung durch die UNESCO-Welterbestätte lerne ich nicht nur die Besonderheiten der einzigartigen mittelalterlichen Architektur kennen, sondern mache auch Bekanntschaft mit Uta von Ballensted der „schönsten Frau des Mittelalters“, die unter anderem Walt Disney als Vorbild für Schneewittchens böse Königin diente. 

Zum Naumburger Dom gehört auch die Kinderdombauhütte. Hier können kleine und große Kinder selbst in die Rolle der mittelalterlichen Dombaumeister schlüpfen und so als Glaskünstler, Steinmetze oder Architekten auf eine spannende Zeitreise gehen. 

Ausgerüstet mit bunten Scherben und einem Glasschneider begebe ich mich heute auf die Spuren der Glashandwerker, die im Naumburger Dom die prächtigen, bunt leuchtenden Fenster geschaffen haben. Statt an einem Fenster versuche ich mich aber lieber an einem Glasanhänger. Es ist schließlich noch keine Meisterin vom Himmel gefallen.

Übrigens: Für eine Pause nach dem Dombesuch empfiehlt sich ein Besuch im nur zwei Minuten entfernten Gasthof  Zufriedenheit, in dem köstliche Menüs angeboten werden. 

Die Seele baumeln lassen

Nach all den Abenteuern der letzten Tage steht mir zum Schluss meiner Reise durch die Saale-Unstrut Region der Sinn nach etwas Wellness. Im „Bäderdreieck“ findet man mit den Sole-Heilbädern Bad Sulza und Bad Kösen und den Erholungsort Bad Bibra gleich drei Kurorte. 

Bad Sulza

Umgeben von Berghängen liegt Bad Sulza idyllisch in einem Tal am Unterlauf der Ilm. Einst wurde hier Sole zu Speisesalz gesiedet. So kam das Städtchen zu beachtlichem Wohlstand. Der Arzt Gregor Gerhard entdeckte 1730 die Heilkraft der Sole und setzte so den Wandlungsprozess zur Kurstadt in Gange. Noch heute zeugen die vielen prächtigen Bauwerke in Bad Sulza von der langen Kurtradition. 

Ich nehme mir Zeit und schlendere in aller Ruhe durch den schönen Kurpark, probiere in der historischen Trinkhalle das Wasser und genieße an der Musikmuschel die Atmosphäre, bevor ich das Gradierwerk „Louise“ mit der einmaligen Inhalations- und Zerstäuberhalle besuche.

Bad Bibra 

Im einstigen barocken Modebad der Herzöge von Sachsen begebe ich mich auf die Spuren von Kneipp. Übers Jahr verteilt werden hier immer wieder „Kneippsche Kurse für Jedermann“ angeboten. „Alles was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt,“ entsprach der tiefsten Überzeugung Kneipps. Kein Wunder also, dass heute die frischen Kräuter im Fokus stehen. Im wunderschönen Kräutergarten der Sebastian-Kneipp-Grundschule in Saubach probieren und schnuppern wir uns durch die beeindruckende Pflanzenvielfalt. 

Mit den gesammelten Kräutern im Gepäck geht es anschließend zum Badeplatz nach Bad Bibra. In der für den Kurs errichteten Outdoorküche entstehen in kurzer Zeit leckere Pestos, Aufstriche und Kräuteröle. Beim Wassertreten kommt mein Kreislauf im Anschluss noch mal richtig in Schwung. Natürlich lasse ich mir zum Abschluss auch einen Schluck eisenhaltiges Quellwasser aus dem Gesundbrunnen nicht entgehen. 

Anreise

Die Anreise mit der Bahn ist problemlos möglich. Am besten mit dem ICE nach Halle (Saale) dann weiter mit dem Regio nach Naumburg. Von Berlin ist man mit dem Zug in unter zwei Stunden in der Saale-Unstrut Region. Vor Ort kommt ihr jedoch am besten mit dem Auto voran. Alternativ könnt ihr euch auch ein Fahrrad (zum Beispiel beim Kanuverleih Nebra) leihen. Die Radwege in der Region sind zahlreich und gut ausgebaut. 

Übernachten 

Ich habe im schönen Weinhotel Freylich Zahn in Freyburg übernachtet. Das schmucke und erstaunlich moderne Hotel gehört zum Weingut Zahn und punktet für mich, neben den gemütlichen Zimmern, vor allem mit der guten Küche und dem großartigen Weinangebot.

Mitbringsel

Natürlich müssen ein paar Flaschen Wein mit in den Koffer. Für Freunde von Hochprozentigem empfiehlt sich ein Abstecher nach Zeitz zur Zeitzer Whisky Manufaktur. Hier kann man nicht nur Whisky und Gin erwerben, sondern auch Kurse zur Whiskyherstellung besuchen. 

Übrigens: Im Projekt Handgemacht Saale-Unstrut haben sich viele lokale Produzenten zusammengeschlossen, die großartige Produkte herstellen. Bei den Handmachern findet ihr auf jeden Fall tolle und individuelle Geschenke. 

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