48 Stunden in Newcastle – Tipps und Sehenswürdigkeiten
Dicke Tropfen prasseln auf die Windschutzscheibe, während das Taxi auf das Hafenstädtchen IJmuiden vor den Toren von Amsterdam zuhält. Von hier pendeln die beiden großen Fähren Princess Seaways und Kings Seaways im Wechsel täglich zwischen Amsterdam und Newcastle upon Tyne und zurück.
Eine steife Brise weht mir um die Nase, während ich auf das Terminal zulaufe und sorgt dafür, dass mir bereits vor Verlassen des Landes schwummerig wird.
Früher träumte ich davon, als Kapitänin Containerschiffe um die Welt zu steuern, heute werde ich schon bei der kleinsten Welle grün um die Nase. Trotzdem wage ich mich heute auf die große Fähre, die eher einem kleinen Kreuzfahrtschiff gleicht. Zu groß ist meine Sehnsucht nach dem Meer und meine Neugierde auf, diese für mich ungewohnte, Art zu reisen.
Mit der Fähre von Amsterdam nach Newcastle
Ausgerüstet mit Tabletten gegen Seekrankheit, mache ich es mir in meiner Kabine gemütlich und beobachte durch die Bullaugen die aufgewühlte See. Ich habe das Glück eine Premium Commodore Kabine zu bewohnen. So komme ich nicht nur in den Genuss eines großen und bequemen Doppelbettes, eines hellen Bades und eines kleinen Wohnbereichs mit Sofa, sondern kann auch den Inhalt der Minibar und das W-LAN kostenlos nutzen.
Pünktlich zum Auslaufen am späten Nachmittag stehe ich auf dem Deck, schnuppere die frische Meeresluft und beobachte, wie sich die niederländische Küste immer weiter entfernt, bevor ich mir bei der Schiffsführung mein Zuhause für eine Nacht genauer anschaue.
Durch das Casino, das Kino und die große Bar, in der heute nach eine Live-Band spielt, laufen wir vorbei am Spezialitätenrestaurant und dem Buffetrestaurant in den Bauch des Schiffes. Hier in der Küche zaubern auf engsten Raum die Köche und Köchinnen Köstlichkeiten für die bis zu 1200 Passagiere und die Crew und sorgen dafür, dass ich den Abend beim Essen mit einem Gläschen Wein ganz gemütlich ausklingen lassen kann.
Gemütlich startet auch der nächste Morgen. Für Gäste der Commodore Klasse gibt es einen separaten Frühstücksraum, in dem man ohne Stress, dafür mit Blick auf das Meer, frühstückt.
Ein letztes Mal laufe ich an Deck und genieße den Blick auf Tynemouth, während mir die aufgehende Sonne warm ins Gesicht scheint. Ich erreiche Großbritannien auf die einzige Art, in der man eine Insel standesgemäß erreichen kann – mit dem Schiff.
Anders als viele Gäste an Bord, die ihre Reise von Newcastle aus weiter in den Norden Großbritanniens in das gut anderthalb Stunden entfernte Schottland fortsetzen wollen, trennt mich nur eine kurze Fahrt mit dem Shuttlebus von meinem Ziel. Newcastle ich komme!
Zusammen mit einer Stadtführerin stürze ich mich nach dem Mittagessen im „Yolo Townhouse“ in das bunte Treiben von Newcastle.
Grainer Market
Der Grainer Market ist ein buntes Sammelsurium aus Lebensmittelläden, Kramständen, Vintage-Shops, Kuriositäten-Sammlungen, Bars und Street Food Ständen. Hier treffen sich die Newcastler zum Einkaufen, Bummeln und natürlich zum Menschen gucken. Neben dem ältesten Mark & Spencer, der noch in Betrieb ist, finde ich besonders das General Weight House äußerst charmant. Noch heute werden die Waagen, die früher die genauesten in der Stadt waren, von einigen Newcastlern genutzt, um ihre Waren und sich selbst zu wiegen.
High Bridge Quarter
In einer Nebenstraße der Grainer Street liegt das High Bridge Quarter. Hier statte ich unter anderem dem ältesten Pub von Newcastle, dem urigen „The Old George Inn“ von 1582 einen Besuch ab.
Blackfriars
Nur einen kurzen Spaziergang entfernt (wie fast alles in Newcastle) liegt das ehemalige Mönchskloster Blackfriars. Das aufwendig sanierte Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, mit dem kleinen Park davor, ist der perfekte Ort für eine kleine Pause vom Trubel der Stadt.
Chinatown
Kurz nach dem Blackfriars Kloster, hinter St. James Park dem Fußballstadium von Newcastle, markiert ein großer Bogen mit zwei Löwen den Eingang zur Chinatown, die in Newcastle nur aus einer einzigen Straße, der Stowell St. besteht.
Grey Monument
Wer in Newcastle einfach drauf losläuft, wird früher oder später immer am Grey Monument ankommen. Im Zentrum der Stadt thront auf einer großen Säule der ehemalige Premierminister Großbritanniens Charles Grey. Eben jener Charles Grey, nach dem der bekannte Schwarztee benannt wurde.
Das Grey Monument ist heute ein beliebter Treffpunkt und hilft, weithin sichtbar, bei der Orientierung in der Stadt. Hinter dem Grey Monument liegt die Bar „The Botanist“. Neben leckeren Cocktails und einem durchgeknallten Bardesign gibt es hier auch eine tolle Dachterrasse, von der man direkt auf das Grey Monument gucken kann.
Central Arcade
Neben dem Grey Monument versteckt sich hinter einem Hausdurchgang die prächtige Central Arcade. In der im 19. Jahrhundert, genau wie der Grainier Market, von Richard Grainier erbauten hübschen Einkaufspassage, warten kleine Läden und Musikgeschäfte auf Besucher.
Der „Vampire Rabbit“
Langsam bummeln wir kreuz und quer durch Newcastle in Richtung Tyne und kommen dabei auch an Newcastles heimlichem Maskottchen dem „Vampire Rabbit“ vorbei. Über der Tür des 1901 erbauten Collingwood House hinter der St Nicholas’ Cathedral, thront die berühmte Schnitzerei. Niemand weiss sicher, was genau das Vampir-Kaninchen darstellen soll. Eine Legende besagt, dass es nach einem Überfall auf dem Kirchhof zur Abschreckung von Dieben angebracht wurde. Eine andere Geschichte erzählt, dass das Vampir-Kaninchen Bezug auf den Newcastler Arzt und Freimaurer Sir George Hare (Hase) Phipson nimmt. Darauf deuten auch Freimaurersymbole hin, die sich am „Vampire Rabbit“ finden lassen.
Die Millenium Bridge
Langsam bummeln wir kreuz und quer durch Newcastle in Richtung Tyne. Der Fluss Tyne, der Newcastle zum offiziellen Namen Newcastle upon Tyne verholfen hat, wird von 7 Brücken überspannt. Die bekannteste von ihnen ist wohl die Millennium Brücke. Die weltweit einzige kurvige Hebe-Fußgängerbrücke. Richtig gehört, wenn sich ein Schiff nähert, heben sich die Bogen der Brücke wie die Lieder eines Auges nach oben.
The Angel of the North
Am späten Nachmittag fahre ich mit dem Taxi hinaus aus der Stadt zum Engel des Nordes. „Bist du wirklich sicher, dass du dort hin willst? Da ist doch sonst nichts?“ Fragt mich der Taxifahrer im breiten Dialekt. „Ich lebe nur ein paar hundert Meter vom Engel entfernt, war aber noch nie da.“. So stehen wir wenige Minuten später, beide das erste Mal, vor der imposanten 20 Meter hohen Statue. 1998 wurde der Engel, mit einer Flügelspannweite von 54 Metern, erbaut, um an die industrielle Vergangenheit der Stadt zu erinnern. „Gar nicht so schlecht im Sonnenuntergang“ muss nun auch mein Taxifahrer gestehen.
Dobson & Parnell
Bei einem großartigen Abendessen im Bobson & Parnell (Es ist eben doch nur ein Gerücht, dass die Briten nichts vom Essen verstehen.) lasse ich den Abend ausklingen. Das Dobson & Parnell zählt zu den besten 10 Restaurants in Newcastle und serviert eine Mischung aus europäischer und britischer Küche, mit Fokus auf lokalen und saisonalen Produkten und punktet bei mir ganz besonders mit der großen Ginkarte.
Lit & Phil Bibliothek
Am nächsten Morgen macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Dicke Schneeflocken, die sich schnell in Regentropfen verwandeln, fallen vom Himmel. Eigentlich wollte ich heute in das Hafenstädtchen Tynemouth fahren und später durch das Künstlerviertel Ouseburn bummeln. Stattdessen führt mich mein Weg in die wunderschöne, historische Lit & Phil Library in der Nähe vom Hauptbahnhof. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Bibliothekar, der mir lächelnd erzählt, dass die Bibliothek noch heute gerne als Treffpunkt genutzt wird und noch viele aktive Mitglieder hat, stöbere ich mich durch die hohen Regale. Um mich herum herrscht emsiges Treiben. An einem großen Tisch wird bei Tee und Kuchen geplaudert, ein paar Meter weiter sind zwei Herren in ein Schachspiel vertieft, während daneben Kinder nach neuen Büchern suchen.
Afternoon Tea
Bevor ich am späten Nachmittag die Heimreise antrete, lasse ich mich im beliebten „Pleased to meet you“ noch mal so richtig kulinarisch beim Afternoon Tee verwöhnen und träume bei Sandwiches, Kuchen, Tee und Scones schon von meiner nächsten Reise nach Newcastle.
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Immer auf der Suche nach geheimnisvollen Orten …
Autorin
Laura Schneider
Laura Schneider ist das Gesicht hinter Herz an Hirn. Sie schreibt über Herzensdinge. Dinge die man leider viel zu oft verpasst, weil man zu viel über sie nachdenkt, sie einem zu groß, zu peinlich oder zu anstrengend erscheinen. Das sind aber genau die kleinen Alltagsabenteuer die glücklich machen und einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Mit „viel Spaß inner Backe“ macht sie sich auf die Suche nach dem Glück. Das findet sie auf Reisen, in gutem Essen, beim Werkeln oder Lesen.
3 Kommentare
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Inhaltsverzeichnis
Sehr interessanter Artikel und sehr schöne Bilder. Ich wusste nicht das es in Newcastle solche schöne Sehenswürdigkeiten gibt und da die Flugtickets so billig sind, werde ich definitiv im Winter dorthin fliegen.
Danke für deine tollen Tipps. Newcastle ist auf jeden Fall mein nächster Reiseziel.
Dank dir fühle ich mich jetzt absolut vorbereitet für meinen Trip nach Newcastle zu Silvester, vielen lieben Dank <3
Grüße,
Martina