Warum sich ein Tagesausflug von Malta nach Gozo lohnt: Sehenswürdigkeiten und Tipps

Jeep-Tour auf Gozo

Im Hafen lassen wir die vielen wartenden Taxis und den Hop-on-Hop-of Bus links liegen und steigen zu Louis, der uns mit breitem Lächeln und einem freundlichen Handschlag begrüßt und uns zu seinen persönlichen VIPs (wenigstens für diesen Tag) ernennt, in den Jeep. Er sei hier auf Gozo geboren, aufgewachsen und wird wahrscheinlich auch hier sterben, erklärt er uns mit leuchtenden Augen. Ganz so wie es sich für einen waschechten Insulaner gehört. In den letzten Tagen habe ich zusammen mit  meiner lieben Freundin Nicole Malta entdeckt, heute erkunden wir die noch viel kleinere Nachbarinsel Gozo.

Über holprige Nebenstraßen, bergauf und bergab, fahren wir durch blühende Landschaften. Immer wieder stoppt Louis den Wagen kurz, um auf eine Pflanze am Wegesrand zu deuten. “Hier wachsen Kapern, daneben Kaktusfeigen und der Baum dort drüben, der so schön rot blüht, ist ein Granatapfel.” Malta ist das trockenste Land der Erde, Gozo hingegen ist jetzt Ende April noch viel grüner und feuchter als die Hauptinsel. So breiten sich terrassenförmig angelegte Felder wie ein Flickenteppich und nur unterbrochen von kleinen Dörfern über die Insel aus.

Der Strand Ramla Bay

Wenige Minuten später halten wir am größten Strand von Gozo, der Ramla Bay. Während wir über den orangen Sand zum Meer stapfen, fragt Louis, ob uns bewusst sei, das wir mit einem waschechten Star unterwegs sind. Wir schauen ihn skeptisch an, schließlich hat uns der Malteser mit seinem trockenen Humor schon ein paar Mal auf den Arm genommen. Stolz zeigt er uns auf seinem kleinen Handybildschirm Fotos. Erst fällt mein Blick auf Daenerys Targaryen, dann entdecke ich direkt neben der Drachenkönigin aus Game auf Thrones ein Gesicht, das mir bekannt vorkommt. Mit Sicht auf das damals noch intakte Azure Window wurde auf Gozo die Hochzeitsszene aus der ersten Staffel der Kultserie Game auf Thrones gedreht, in der Louis wie viele andere Malteser als Statist mitspielte. Doch nicht nur bei Game of Thrones ist Gozo als Drehort beliebt, in einem nahen Steinbruch wurden Szenen aus Troja aufgenommen und im kleinen Ort Mgarr ix-Xini standen Angelina Jolie und Brad Pitt „By the Sea” wahrscheinlich das letzte Mal für einen Film zusammen vor der Kamera.

Vorbei an kleinen Buchten und liebevoll sanierten Bauernhöfen, die heute als Ferienwohnungen dienen, fahren wir durch die Dörfer der Insel, deren Häuser statt Hausnummern klangvolle Namen tragen. Neben “My Love, Canada”, “American Dream” und “Fantasia” entdecke ich auch ein „Little Kangaroo”. An den Namen lässt sich die Vergangenheit der Einwohner ablesen, erklärt Louis. Während auf Malta die Arbeitslosigkeit gegen null geht, ist es hier auf Gozo viel schwerer einen Job zu finden. Die Touristen kommen nur in den Sommermonaten und große Firmen, wie Levis, haben die Insel verlassen. So suchten viele Insulaner ihr Glück in der Ferne. Nach vielen Jahren im Ausland, kehren die Auswanderer mit Geld in der Tasche für ihren Ruhestand zurück nach Gozo, renovieren die Häuser und erzählen mit den Türschildern von ihrer zweiten Heimat. Immer wieder zeigt Louis im Vorbeifahren auf Schlüssel, die in den bunten Türen stecken. „Hier auf Gozo kennt jeder jeden. Es ist gar nicht nötig, die Türen abzuschließen.“

Fischerdorf Xlendi

Für einen schnellen Espresso halten wir im Fischerort Xlendi. Das einst verschlafene Nest, wird heute immer mehr von Touristen entdeckt, hat aber bis jetzt noch seinen ursprünglichen Charme, mit kleinen Fischerhäusern und Netzen, die zum Trocknen am Strand ausgelegt sind, bewahrt. Kurz darauf brechen wir zu einer nahen Saline auf. Dort erklärt uns Louis, wie aus Meerwasser das kostbare weiße Gold gewonnen wird. Viel Zeit bleibt uns aber nicht, schließlich möchte er uns noch ein ganz besonderes Highlight der Insel zeigen.

Kirche der Wunder

Vorher machen wir aber noch einen Abstecher zu einem im wahrsten Sinne des Wortes “wunderlichen” Ort: der Basilika ta’ Pinu. In dem im Volksmund als „church of miracles“ (Kirche der Wunder) bekannten Gotteshaus, das im Mai 1990 von Papst Johannes Paul II. besucht wurde, häufen sich die Berichte von Wundern und Genesung, davon zeugen auch die vielen medizinischen Hilfsmittel, die geheilte Gläubige aus Dankbarkeit in der Kirche zurückgelassen haben.

Mein ganz eigenes “blaues Wunder” sollte mich wenige Minuten später gegenüber der Kirche ereilen. Alle meine Versuche das stille Örtchen (die auf Malta zahlreich vorhanden, kostenlos und meistens ordentlich sind) zu verlassen, scheiterten aussichtslos. Das ziemlich mitgenommen aussehende Schloss ließ sich auch unter höchsten Anstrengungen nicht mehr öffnen. Vor meiner Tür bildete sich schnell eine Traube aus hilfsbereiten Insulanern, angeführt von Louis, die nach kurzer Diskussion beschlossen, das man mich nur durch das Aufbrechen der Tür befreien könnte. Während sich die Männer mit aller Kraft gegen die Tür schmissen, versuchte ich mich möglichst klein zu machen und wenigstens die Kamera hinter meinem Rücken in Sicherheit zu bringen. Doch erst mit der Zange eines hilfsbereiten Taxifahrers konnte ich mich selbst aus meiner misslichen Lage befreien. Nun hätte ich mir das Highlight unserer Tour wahrlich verdient, merkte Louis grinsend an.

Das Blue Hole und die Ruinen des Azure Windows

“Siehst du die vielen Menschen dort drüben? Die wollen den Ort sehen, an dem früher das berühmte Azure Window stand. Wahrscheinlich kommen die Touristen noch ein Jahr lang, danach wird der Ort wohl nach und nach in Vergessenheit geraten.” erklärt er mir traurig, während er wenige Meter hinter den Touristengruppen einen kleinen Schotterweg Richtung Blue Hole hinunterfährt. Hier, nur gut 100 m von den Hop-on-Hop-of Bussen entfernt, müssen wir uns die Bucht, dessen Wasser in leuchtenden Türkistönen strahlt, nur mit ein paar Tauchern und Fischern teilen. Für 4 Euro pro Person steigen wir in ein kleines Boot und lassen uns von Kapitän Louis (nicht zu verwechseln mit unserem Fahrer Louis) durch die märchenhaften Höhlen schippern.

Immer wieder deutet er auf bunte Korallen, die sich an die Feldwände klammern. “Seht ihr, wie dunkel das Meer hier ist? Hinter der Steilküste fällt der Meeresboden sofort auf über 80 m ab.” Wenige Meter weiter zeigt er auf einen hellen Fleck im Wasser. Wir brauchen einen Moment um zu verstehen, dass es sich dabei um die Überreste des Azure Windows handelt. “Nach einer stürmischen Nacht verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer über die Insel”, erzählt Kapitän Louis “Wir konnten und wollten den Gerüchten nicht glauben, bis wir mit eigenen Augen sahen, das unsere bekannteste Sehenswürdigkeit unwiderruflich verschwunden war”. Trotzdem gibt es an der schroffen Steilküste noch vieles zu entdecken.

Inselhauptstadt Victoria

Mit geröteten Wangen und vom Wind zerzausten Haaren fahren wir, nach einem Abstecher zur Inselhauptstadt Victoria, zurück zum Hafen. “Das war sicher nicht unsere letzte Reise nach Gozo!” verspreche ich Louis, während wir uns zum Abschied umarmen. “Du weißt ja, versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!“

Anreise:

Wir sind von Hamburg aus mit Condor nach Malta geflogen. Im Sommerflugplan fliegt Condor jeden Sonntag von Hamburg aus zu der Insel im Mittelmeer. Auf Malta bewegt ihr euch am besten mit Bussen vorwärts. Die Straßen sind überfüllt, die Fahrweise der Malteser ist hektisch und es herrscht Linksverkehr. Ein Mietwagen ist deshalb nicht zu empfehlen. Von Ċirkewwa (Malta) könnt ihr für 4.65 € (Hin- und Rückfahrt) mit der Fähre bis Mġarr: (Gozo) fahren.

Unterkunft

Während unserer Reise nach Malta haben wir die ersten 3 Nächte im Grand Hotel Excelsior Malta in Valletta mit Blick auf den Marsamxett Harbour verbracht. Die restlichen 4 Nächte wohnten wir im db seabank resort + spa in Mellieħa.

Jeep-Tour

Die Jeep-Tour haben wir bei gozopridetours gebucht. Beim Ausflug ist neben der Tour, auch die Fährüberfahrt und ein leckeres Mittagessen inklusive. Fragt beim Buchen am besten nach Louis und bestellt ihm liebe Grüße von mir.

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