Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Deauville – Ein Wochenende auf den Spuren der Belle Époque

Wenn man zwischen den prächtigen Villen spaziert, ist es nur schwer vorstellbar, dass Deauville (damals Dosville) bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nur ein winziges Bauerndorf auf einem kleinen Hügel war. In den Sümpfen und Dünen, an deren Stelle sich heute das Seebad befindet, weideten damals Schafe und Rinder. Im Jahr 1859 kaufte Charles de Morny, ein Halbbruder Napoléons III., die Ländereien und begann den Sumpf in „ein Königreich der Eleganz“ zu verwandeln. Innerhalb von vier Jahren entstand so der luxuriöse Badeort Deauville, der komplett am Reißbrett geplant wurde und sich schnell zum “21. Arrondissement” von Paris mauserte. 

Alles hier war elegant und teuer. Tagsüber flanierten die edlen Herrschaften über die Planches, die 643 Meter lange Promenade, kauften in den Boutiquen ein, schlürften Austern und besuchten die Rennbahn. Abends ging es dann in das große Casino oder eines der vielen Luxushotels. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Zum Großen Preis von Deauville und zum Festival des amerikanischen Kinos strömt die internationale High Society jedes Jahr in die Stadt. 

Doch auch abseits von Glanz und Glamour lohnt sich ein Ausflug in den mondänen Ort. Besonders in der Nebensaison, wenn man den breiten Sandstrand nur mit ein paar Möwen teilen muss, entfaltet Deauville seinen ganz besonderen Charme. 

In diesem Artikel zeige ich dir meine Lieblingsorte und Aktivitäten für ein Wochenende im “21. Arrondissement” von Paris.

Von oben herab: das Belvédère

An der Einfahrt zum Jachthafen erheben sich zwei große, schwarzweiß gestreifte Türme in den Himmel. Die beiden neu gebauten Belvedere erinnern an den Leuchtturm, der hier im 19. Jahrhundert den Seeleuten den Weg wies. Im Geiste dessen beherbergt der seeseitige Turm heute nicht nur die Maschinerie der angrenzenden Klappenbrücke, sondern trägt als Orientierungshilfe für die vielen Segelschiffe auch Seezeichen, Flaggen und ein Leuchtfeuer. 

Der zweite Turm steht für alle offen, die sich für kleines Geld am Automaten ein Ticket kaufen. 170 Stufen oder eine kurze Fahrt mit dem Aufzug später eröffnet sich von der 28 Meter hohen Aussichtsplattform der spektakuläre Blick über Deauville und das benachbarte Seebad Trouville-sur-Mer. 

Tipp: Am besten besucht ihr die Aussichtsplattform erst kurz vor Ende der Öffnungszeiten. Der Blick auf den Sonnenuntergang muss von hier oben spektakulär sein. 

Mit dem Fahrrad durch Deauville  

Nur ein paar Schritte von den Aussichtstürmen entfernt, könnt ihr euch bei „Jean Connaît Un Rayon“ Fahrräder oder E-Bikes ausleihen und so die Stadt aus einer ganz neuen Perspektive entdecken. Deauville ist nicht besonders groß. Lasst euch also am besten einfach treiben und radelt kreuz und quer, vorbei an den prächtigen Villen und Hotels, durch das schmucke Örtchen. 

Herrlich morbide: Die Villa Straßburger

Eines der imposantesten Anwesen der Stadt ist die Villa Strassburger. Die malerische Residenz wurde 1907 in der Nähe der Pferderennbahn für Baron Henri de Rothschild erbaut. 1924 erwarb der reiche amerikanische Zeitungsverleger Ralph Beaver Strassburger die Villa. Seine Erben vermachten das Anwesen 1980 der Stadt Deauville. Bis heute ist die komplette Einrichtung inklusive Familienbilder und Nippes erhalten. So fühlt man sich beim Betreten der Villa Strassburger wie in einer Zeitkapsel. Fast scheint es, als hätte die Familie Strassburger das Haus nur kurz für einen Ausflug zur Rennbahn verlassen. 

Die Familie Strassburger nutzte die große Residenz gerne für ausschweifende Partys. So scheint es folgerichtig, dass man auch heute die prächtigen Räume der Villa für Feiern mieten kann. Besichtigt werden kann die Villa Strassburger leider nur nach Voranmeldung. Trotzdem solltet ihr euch einen Besuch nicht entgehen lassen. Besonders für alle, die sich für normannische Architektur oder Fotografie interessieren (die Villa bietet unzählige herrlich morbide Motive), ist das malerische Gebäude und der wunderschöne Park mit seinen vielen Apfelbäumen ein absolutes Highlight. 

Les Franciscaines – Ein Kulturzentrum der Extraklasse

In den Mauern eines alten, 1876 erbauten Franziskanerklosters entstand in den letzten Jahren das neue kulturelle Zentrum Deauvilles. Im Les Franciscaines vereinen sich eine Bibliothek, ein Museum, eine Mediathek, ein FabLab, ein Veranstaltungssaal und mehrere Galerien unter einem Dach zu einem bemerkenswerten und einzigartigen Kreativraum. 

Auf über 6200 m² geben sich heute Kunst und Kultur die Hand. In den Kreuzgängen, dem Refektorium oder der alten Kapelle kann man regelmäßig wechselnde Ausstellungen erleben oder eine der vielen Ausführungen genießen. Das Beste daran? Die meisten Einrichtungen im Les Franciscaines können kostenfrei genutzt werden! So ist ein wunderbarer Treffpunkt für die Menschen der Normandie und Touristen entstanden, in der man sich ganz ungezwungen in einer coolen Atmosphäre mit Kunst und Kultur auseinandersetzten kann. 

Tipp: Im Les Franciscaines befindet sich das sehr gute Café Le Réfectoire, in dem hauptsächlich lokale Produkte verarbeitet werden. 

Der Strand von Deauville

Die wahrscheinlich meistfotografierten Sonnenschirme der Welt befinden sich in Deauville. Die farbenfrohen Schirme werden in den Werkstätten der Stadt hergestellt und schmücken von April bis September den breiten Strand.

Direkt an den Strand grenzt die 643 Meter lange Promenade, die von kleinen Badehäuschen gesäumt wird. Auf Holzdekorationen vor den Hütten werden seit den 1990er Jahren die Namen der bedeutendsten Schauspieler und Regisseure, die am jährlichen Deauville American Film Festival teilnehmen, eingraviert.

Der Strand von Deauville soll der schönste Strand der Normandie sein. Er diente unzähligen Malern und Fotografen als Motiv. Es ist also kaum verwunderlich, dass im Sommer der Strand von unzähligen Touristen geflutet wird. Viel empfehlenswerter ist ein Besuch in der Nebensaison. Im Oktober hatte ich den Strand zum Sonnenuntergang fast für mich allein. 

Auch wenn es schwerfällt und Partynächte in Deauville lang sind, lohnt es sich, den Wecker am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang zu stellen. Wenn die Sonne sich langsam aus dem Meer erhebt, hat man die Chance, die besonderen Stammgäste des Strandes zu beobachten. 

In den Morgenstunden werden die Sportpferde der nahen Rennbahn ans Meer gebracht, um ihre Muskeln im kalten Wasser des Atlantiks zu kühlen. 

Der Pferdesport blickt in Deauville auf eine lange Tradition zurück. Bereits 1864 ließ der Gründervater der Stadt, der Duc de Morny, die Rennbahn errichten. Heute finden hier ganzjährig Rennen und Polospiele statt.

Ich möchte euch dringend bitten, keine Veranstaltung auf der Rennbahn zu besuchen. Viel schöner ist es, in den Morgen oder Abendstunden an einer der angebotenen Reittouren teilzunehmen und selbst entlang des Wassers über den Strand zu reiten. 

Restaurants 

La Verrière: charmantes Restaurant in der Nähe der Fußgängerzone.
Le Réfectoire: Cafè im Les Franciscaines in dem lokale Produkte verarbeitet werden. Hier gibt es eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten.
Bar du Soleil: klassische Strandbar. Perfekt für ein Gläschen Champagner oder Cidre. 

Das Fotofestival
Von Ende Oktober bis Ende November findet jährlich das Fotografiefestival Planche(s) Contact statt. Wenn ihr in diesem Zeitraum in Deauville seid, solltet ihr die dazugehörigen Veranstaltungen auf keinen Fall verpassen.

Hotel
In Deauville gibt es eine große Auswahl an Hotels. Ich habe während meines Besuchs im 5 Sterne Hotel Barrière Le Royal übernachtet. Das Hotel wirkt mit seinen dunkelroten und goldenen Farbtönen, den schweren Stoffen und Himmelbetten etwas aus der Zeit gefallen. Fast könnte man meinen, man befände sich hier in der Kulisse eines Wes-Anderson-Films. 

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